Das simultane Bestehen mehrerer Erkrankungen ist charakteristisch für den gesundheitlichen Zustand vieler älterer Menschen. Ist eine Person gleichzeitig von mehreren Erkrankungen betroffen, spricht man von Multimorbidität. Diagnose und Therapie sind nicht immer eindeutig. Gerade bei bei Demenzkranken lässt sich eine Mehrfacherkrankung nur schwierig feststellen. Erfahren Sie in unserem Ratgeber mehr zum Thema Multimorbidität.
Formen von Multimorbidität
Bei Multimorbidität unterscheidet man zwischen abhängigen und unabhängigen Krankheitsbildern. Liegt eine Wechselwirkung zwischen den Erkrankungen vor, d.h. ein bestimmtes Symptom begünstigt ein anderes oder hat es sogar hervorgerufen, spricht man von einer abhängigen Multimorbidität. Ein Beispiel dafür ist die Kombination von Diabetes, Herz-Kreislauf-Schwäche und Bluthochdruck.
Im Gegensatz dazu gibt es bei der unabhängigen Multimorbidität keinen Kausalzusammenhang zwischen den Krankheiten. Leidet ein Patient z.B. unter Rheuma, Gallensteinen und grünem Star, so beeinflussen sich die Krankheiten nicht gegenseitig.
Medikation im Auge behalten
Nichtsdestotrotz bestehen die Krankheiten oft nicht unabhängig voneinander. Vielmehr greifen die Krankheitsfolgen, damit verbundene Funktionseinschränkungen und die erforderliche Medikation ineinander. Insbesondere die Multimedikation im Alter stellt ein Problem dar.
Um ihre Beschwerden zu lindern, müssen multimorbide Menschen verschiedene Arzneimittel einnehmen. Diese beeinflussen sich oft gegenseitig oder weisen unerwünschte Nebenwirkungen auf, die nicht immer als solche erkannt werden. Die auftretenden Symptome werden als neue Erkrankung gewertet, die wiederum medikamentös behandelt werden. Dadurch entsteht ein gefährlicher Kreislauf.
Daher ist eine vertrauensvolle Absprache und Rückmeldung an den behandelnden Arzt unverzichtbar. Dieser ist über alle eingenommen Arzneimittel zu informieren. Das gilt auch für vermeintlich „harmlose“, rezeptfreie oder homöopathische Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate. Wer nach Einnahme eines neu verordneten Medikaments neue Symptome bemerkt, sollte seinem Arzt dies unverzüglich mitteilen.
Komplexe Behandlung
Bei der Behandlung einer Erkrankung ist die Berücksichtigung anderer Erkrankungen erfolgsentscheidend. Mehrere Krankheiten gleichzeitig erschweren aber auch die Diagnose. Da sich die Einzelerkrankungen eines multimorbiden Menschen zum Teil gegenseitig bedingen und die gleichen Körperbereiche betreffen können, ist die Zuordnung eines bestimmten Symptoms zu einer konkreten Krankheit oft schwierig. Neue Symptome können auch aufgrund der Wechselwirkung der verabreichten Medikamente entstehen. Zudem lässt sich häufig auch nicht mehr feststellen, welches die Ersterkrankung gewesen ist und somit die Entstehung einer weiteren Krankheit begünstigt hat.
Oberstes Behandlungsziel ist es deshalb, Folgeerkrankungen zu vermeiden. Denn auch aus einer unabhängigen Multimorbidität kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Leidet ein Mensch z.B. an Arthrose, schränkt er seine körperlichen Aktivitäten aufgrund der Schmerzen womöglich ein. Auf die Dauer begünstigt dies wiederum Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Für den Behandlungserfolg ist es deshalb entscheidend, die medikamentöse Therapie laufend zu überprüfen und zu optimieren und mit weiteren Therapiemaßnahmen wie Reha zu kombinieren.
Multimorbidität und Demenz
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an mehreren Erkrankungen gleichzeitig zu leiden. Demenzkranke sind davon ebenso betroffen wie andere Senioren. Allerdings sind Mehrfacherkrankungen bei einer Demenz schwerer zu diagnostizieren.
Die Selbstauskunft als Richtschnur für die Schmerzeinschätzung geht mit fortschreitender Krankheit immer mehr verloren. Sofern die verbale Kommunikation noch möglich ist, sollten Sie nur Fragen zu Schmerzen oder Symptomen stellen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Beziehen Sie sich dabei nur auf die aktuelle Situation und nicht auf die letzten Tage oder Wochen.
Bei verminderter Sprachfähigkeit gewinnt die Verhaltensbeobachtung durch pflegende Angehörige, Pflegepersonal und Ärzte an Bedeutung. Schmerzen äußern sich oftmals in Verhaltensauffälligkeiten, die richtig interpretiert werden müssen. Nicht jedes unerklärliche Verhalten einer dementiell erkrankten Person ist also auf ihre Demenz zurückzuführen. Verschiedene Beobachtungsskalen empfehlen, auf folgende Punkte zu achten: Atmung, Lautäußerungen, Körperhaltung, Mimik, die Reaktion bei bewusster Mobilisation sowie die Reaktion auf Trost.
Für den Pflegenden ist allerdings schwierig zu erkennen, ob der Pflegebedürftige z.B. Schmerzen aufgrund einer bereits bestehenden Erkrankung hat oder ob eine weitere dazugekommen ist. Bei Verdacht sollte jedoch ein Arzt verständigt werden. Dieser kann mit verschiedenen Tests auch physiologische Indikatoren, wie z.B. Entzündungswerte, messen.