Die Augen sind unsere wichtigsten Sinnesorgane – und auch an ihnen geht das Alter nicht spurlos vorüber. Warum wir im Alter schlechter sehen, welche Augenerkrankungen besonders häufig auftreten und welche Maßnahmen Sie vorbeugend ergreifen können, haben wir für Sie zusammengefasst.
Der Mensch: ein Augentier
Etwa 80 % unserer bewusst wahrgenommenen Sinneseindrücke sind visueller Natur: Der Sehsinn ist für den Menschen unbestritten der wichtigste Sinn. Deshalb ist ein Sehkraftverlust nicht nur ein lästiges Übel, sondern kann vor allem für Ältere auch gefährlich sein. Schlechtes Sehen erhöht die Sturz- und Unfallgefahr im Alltag um ein Vielfaches. Außerdem trübt es die Lebensqualität und erschwert die Kommunikation mit den Mitmenschen.
Unterschieden werden muss zwischen den „normalen“ Abnutzungserscheinungen der Augen, die sich früher oder später bei jedem einstellen, und ernsthaften Erkrankungen, die sich im Alter häufen. Zu ersteren gehört die bekannte „Altersweitsichtigkeit“, die etwa ab dem 40 Lebensjahr eintritt. Das Akkomodationsvermögen lässt mit dem Alter nach, sodass die meisten für’s Kleingedruckte eine Lese- oder Gleitsichtbrille benötigen. Allgemein verschlechtert sich mit dem Alter auch die Anpassungsfähigkeit der Augen an Umgebungslicht, was zum einen in einem erhöhten Lichtbedarf, zum anderen aber in erhöhter Blendempfindlichkeit und einer verzögerten Dunkelanpassung resultiert. Zudem können sich mit dem fortschreitenden Alter verminderte Tiefenwahrnehmung, eine allgemeine Verminderung der Sehschärfe, schlechtere Farbwahrnehmung und eine Einengung des Gesichtsfeldes zeigen.
Erkrankungen frühzeitig erkennen und erfolgreich behandeln
Neben diesen allgemeinen Alterserscheinungen gibt es allerdings auch schwerwiegende Augenerkrankungen, die mit dem Alter häufiger werden. Unbehandelt können sie zur Erblindung führen.
Die wohl bekannteste ist der Graue Star, auch Katarakt genannt. Hierbei handelt es sich um eine Trübung der Augenlinse, die das Farb- und Kontrastsehen beeinträchtigt. Die Betroffenen nehmen die Umwelt häufig wie hinter einem Schleier wahr und zeigen erhöhte Lichtempfindlichkeit. Je nach Stadium kann eine Operation, die teilweise sogar ambulant durchgeführt werden kann, Abhilfe schaffen. Hierbei wird die getrübte Linse durch eine künstliche ersetzt, die Patienten erleben meist schon nach kurzer Zeit eine deutliche Verbesserung der Sehfähigkeit.
Bei einem Glaukom, auch Grüner Star genannt, handelt es sich um eine Schädigung des Sehnervs, die durch dauerhaft erhöhten Augeninnendruck ausgelöst wird. Betroffene klagen häufig über eine Einengung des Gesichtsfelds, gerötete Augen und Schmerzen und erhöhte Lichtempfindlichkeit. Wird die Krankheit früh genug erkannt, kann eine medikamentöse Therapie oder eine Operation Abhilfe verschaffen.
Als eine der häufigsten Erblindungsursachen in den westlichen Industrienationen gilt die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD). Sie führt zu Sehstörungen im zentralen Sichtfeld, zu Verschwommenheit oder Schattenwahrnehmung in der Mitte des Blickfeldes. Außerdem kann diese Krankheit das Kontrastsehen beeinflussen. Bei der sogenannten „trockenen“ AMD nimmt die Sehschärfe eher langsam ab, bei der „feuchten“ Variante wesentlich schneller. Wichtig ist auch hier ein frühzeitiges Eingreifen, sodass die Krankheit durch eine medikamentöse Therapie aufgehalten werden kann.
Als Folgeerkrankung von Diabetes Typ-1 und Typ-2 tritt die diabetische Retinopathie auf. Ist der Blutzuckerspiegel langfristig erhöht, lagern sich in den Blutgefäßen der Netzhaut Fette und Eiweiße ab und bringen diese zum Platzen. Häufig wird diese Erkrankung erst im späten Stadium bemerkt. Laser- oder Kältebehandlungen können in manchen Fällen noch Behandlungserfolge bringen, doch wichtiger ist die Vorbeugung, was in diesem Falle bedeutet, dass der Entstehung eines Diabetes vorgebeugt werden muss bzw. ein bestehender Diabetes behandelt werden muss.
Vorsorge ist das A und O!
Bei allen genannten Erkrankungen ist es wichtig, dass sie im Frühstadium erkannt werden, um die Heilungschancen zu erhöhen. Augenärzte raten deshalb allen, nach dem 40. Lebensjahr zur Glaukom-Früherkennungsuntersuchung zu gehen. Wer stark kurzsichtig ist (ab 3 Dioptrien) sollte unabhängig vom Lebensalter jährlich zum Augenarzt gehen, um eine Netzhautablösung auszuschließen. Ab dem 60. Lebensjahr sollte der Augenarzt zudem einen AMD-Früherkennungstest durchführen.
Entscheidend ist, dass Sie sich bei ersten Anzeichen einer Krankheit oder auch eines „normalen“ altersbedingten Verlust an Sehkraft nicht scheuen, einen Augenoptiker oder Augenarzt aufzusuchen. Für ältere Menschen spielt zudem die Umgebungsgestaltung eine große Rolle. Sie sollten sich in ausreichend beleuchteten und kontrastreich gestalteten Räumen bewegen. Stolperfallen und Hindernisse wie Stufen oder Vorsprünge sollten möglichst vermieden werden. Ist dies nicht möglich, müssen eventuelle Gefahrenquellen deutlich und kontrastreich markiert werden, um Stürze zu vermeiden. Übrigens bietet der Markt ein erstaunliches Angebot an Sehhilfen, die auch für sogenannte Low-Vision-Patienten, also Menschen mit stark herabgesetztem Sehvermögen, Lösungen bieten. Mit diesen können sie weiterhin fernsehen, lesen oder ihren Hobbys nachgehen. Es gibt also einiges zu tun, um die Sehkraft im Alter zu erhalten und die Gefahren von schlechter Sicht langfristig zu vermeiden.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Meine Oma sieht leider langsam auch immer schlechter. Ich wusste nicht, dass als eine der häufigsten Erblindungsursachen in den westlichen Industrienationen die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) gilt. Sie muss auf jeden Fall zum Augenarzt.
Danke für den tollen Beitrag über den Menschen als Augentier. Mir war gar nicht bewusst, dass wir ca. 80 % der Sinneseindrücke über die Augen erhalten. Meine Tante sieht immer schlecht und müsste mal bei einem Augenarzt vorsprechen. Danke, dass sie hier die Wichtigkeit des Augenlichts gut in Szene rücken.
Ich habe im Alter Probleme mit dem Sehen bekommen. Nun werde ich mal überprüfen lassen, was da wohl vorliegen könnte. Besonders eine erhöhte Lichtempfindlichkeit stelle ich fest. Gut zu wissen, dass das auch ein Grüner Star sein könnte.
Ich kenne auch die Alterung des Auges. Durch den Beitrag weiß ich, dass eventuell der Graue Star dahinter stecken kann. Am besten werde ich es mal mit meinem Augenarzt besprechen.