Oft kommen die schönen Dinge des Alltags in der Betreuung und Pflege einer dementiell erkrankten Person zu kurz. Das betrifft vor allem Aktivitäten oder Hobbies, denen der Pflegebedürftige einst nachgegangen ist oder die man sogar einmal geteilt hat. Wie Sie Menschen mit Demenz eine Freude bereiten, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Menschen mit Demenz erinnern sich noch lange Zeit rege an ihre Kindheit und Jugend. Als pflegender Angehöriger kennen Sie die Lebensgeschichte des Pflegebedürftigen am besten. Dieses Wissen können Sie einsetzen, um Erinnerungen zu wecken und gemeinsam Schönes zu erleben. Dabei freuen sich Menschen mit Demenz über Aktivitäten und Unternehmungen, die ihnen noch möglichst selbstständig gelingen. Nutzen Sie dabei die individuellen Interessen und Fähigkeiten, die Ihre Mutter, Ihren Vater oder Partner bereits früher ausgezeichnet haben. Beim Kuchenbacken, bei der Gartenarbeit oder beim Walzertanzen blühen viele Erkrankte auf und sind eine Zeit lang wieder „ganz die Alten“.
Musik hören und singen
Ob Operettenmelodien aus Zeiten der Schellackplatten, Volksmusik oder Kinder- und Wiegenlieder: Sie als Angehörigen wissen am besten, welche Musik dem Pflegebedürftigen immer besonders gern mochte. Beim Anhören oder Mitsingen der alten Musik können Sie gemeinsam in Erinnerung schwelgen. Töne sprechen das Gefühlsgedächtnis der Betroffenen direkt an. Sie aktivieren oder beruhigen. Wer Rhythmus im Blut hat und körperlich noch fit genug ist, kann auch zusammen das Tanzbein schwingen. Im Rahmen der Initiative „Wir tanzen wieder!“ bieten Tanzschulen in ganz Deutschland spezielle Tanzangebote für Menschen mit und ohne Demenz an. Zudem finden auch in vielen Senioreneinrichtungen Tanznachmittage statt.
Erinnerungen wecken mit Gerüchen
Darüber hinaus reagieren Demenzkranke häufig positiv auf Gerüche, die sie von früher kennen. Beispielsweise ist der Duft von frisch gebrühtem Bohnenkaffee für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration bis heute etwas Besonderes. Auch der Duft von Cremes oder Parfüms kann zum Wohlbefinden des Demenzkranken beitragen. Bieten Sie gezielt Gerüche an, von denen Sie aus biografischen Erzählungen wissen, dass sie der betroffenen Person gefallen. Wissen Sie zum Bespiel, welches Parfüm der Ehepartner immer getragen hat? Ein Spritzer davon auf dem Kissen kann sehr beruhigend wirken. Auch in der Natur, z.B. in einem Kräutergarten, gibt es viele vertraute Gerüche zu erschnuppern. Verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Düfte als Erinnerungsanker einsetzen können, finden Sie hier. Achten Sie aber immer darauf, den Pflegebedürftigen nicht mit zu vielen Gerüchen zu überfluten.
Tasten und Schmecken
Vergessen Sie auch die übrigen Sinne nicht. Lassen Sie den Pflegebedürftigen zum Beispiel bestimmte Stoffe oder Leder ertasten. Geben Sie ihm Knöpfe in die Hand oder legen Sie seine Hand auf das weiche Fell eines Haustieres. Wissen Sie, welchen Geschmack Ihr Angehöriger besonders liebt? Dann geben Sie ihm doch zum Beispiel die Bonbons, die er früher so gerne gegessen hat. Bereiten Sie gemeinsam Lieblingsgerichte zu. Bitten Sie den Pflegebedürftigen, Ihnen in der Küche zu helfen und übertragen Sie ihm, wenn möglich, kleinere Aufgaben. Fragen Sie, nach welchem Geheimrezept Ihr Angehöriger das Gericht zubereitet hat. Er wird sich freuen, Teil des Geschehens zu sein. Der Duft von Lieblingsspeisen wirkt zusätzlich positiv auf das Wohlbefinden des Demenzkranken aus. Die Sinne eignen sich auch wunderbar, um gemeinsam Wahrnehmungsspiele zu spielen.
Ein Fotoalbum anlegen
Weitere Mittel, demenzkranken Menschen die Stationen ihres Lebens wieder ins Gedächtnis zu rufen, sind alte Filmplakate, die Lieblingsgemälde im Museum und vor allem Fotoalben. Legen Sie gemeinsam ein Fotoalbum an, das die bedeutendsten Erlebnisse und Personen aus dem Leben des Pflegebedürftigen enthält. Solche Erinnerungsalben sind ein wichtiges Mittel der sogenannten Biografie- und Erinnerungsarbeit. Am Ende des Albums können Sie aktuelle Bilder einkleben, zum Beispiel vom letzten Urlaub oder den Enkelkindern. Beziehen Sie den Pflegebedürftigen beim Gestalten des Fotoalbums so weit wie möglich ein. Besonders im frühen Demenzstadium können Sie es nutzen, um Gespräche über alte Zeiten anzuregen. Auch Pflege- und Betreuungskräfte erhalten mit einem Erinnerungsalbum Einblicke in das Leben des Betroffenen und können ihn besser auf Vergangenes ansprechen.
Vertraute Orte besuchen
Ein Besuch im ehemaligen Lieblingscafé oder ein Tagesausflug an einen Ort, den der Pflegebedürftige früher gerne besucht hat, können ebenfalls positive Erinnerungen an frühere Tage wecken. Die Vertrautheit der Orte wirkt beruhigend und Sie können zusammen die Seele für einen Moment baumeln lassen. Auch ein gemeinsamer Urlaub ist möglich, wenn auch umsichtig zu planen. Ein „Tapetenwechsel“ ist für beide Seiten eine schöne Abwechslung zum Alltag und kann viel Freude bringen. Spezielle Urlaubsangebote verbinden die fachmännische Versorgung des Pflegebedürftigen, gemeinsame Aktivitäten sowie Freizeitangebote für den pflegenden Angehörigen.