Lesen ist eine der alltäglichen Aktivitäten im Leben. Für Menschen mit Demenz ist es jedoch nur schwer oder gar nicht mehr möglich eigenständig zu lesen. Das Vorlesen bietet eine tolle Möglichkeit, Demenzkranke wieder mit dem Lesen vertraut zu machen und einen Zugang zu ihnen zu gewinnen.
Erinnerungen aktivieren
Geschichten von damals vorzulesen – das entspannt besonders Menschen mit Demenz und ebnet den Weg zu Erinnerungen. Eine wunderbare Wirkung, die Sie nutzen können, um Ihren Angehörigen aktiv miteinzubeziehen. Bei Demenzkranken ist besonders das Kurzzeitgedächtnis eingeschränkt. Das Langzeitgedächtnis funktioniert jedoch oft noch sehr gut. Genau dies nutzen Sie beim Vorlesen aus: Viele Demente blühen auf, wenn ihnen Texte aus ihrer Kindheit oder aus alten Büchern vorgelesen werden, die sie selbst bereits gelesen haben. Auch lang nicht gehörte Reime oder Lieder aus der Kindheit sind wecken oft schöne Erinnerungen. Wer seine eigenen Erinnerungen wachruft, löst Denkprozesse im Gehirn aus und leistet dem Gedächtnisverlust Widerstand.
Die richtige Geschichte wählen
Lange und komplizierte Geschichten eignen sich nicht gut für das Vorlesen, da sich Demente oft nicht gut konzentrieren können und schnell abgelenkt sind. Daher sollten Sie die Geschichten genau auswählen. Geradlinige, kurze Texte mit Bildsprache sind gut für das Vorlesen geeignet. Versuchen Sie es doch einmal mit Märchen oder einfacher Prosa, wie „Max und Moritz“, „Erlkönig“ oder „Der kleine Prinz“. Achten Sie beim Vorlesen darauf, lebendig zu sprechen und Ihren Zuhörer mit in die Geschichte einzubeziehen. Halten Sie Augenkontakt, variieren Sie in der Betonung und stellen Sie ab und zu ein paar Fragen, wie „Kennst du das von früher?“. Dies trainiert nicht nur das Kurzzeitgedächtnis Ihres Angehörigen, sondern motiviert ihn auch, seine Erinnerungen abzurufen. Im besten Fall merkt Ihr Angehöriger, dass er selbst noch Kompetenzen hat, wird selbstsicherer und zugänglicher. Vielleicht können Sie sogar einen Plausch über die „alten Zeiten“ mit ihm führen.
Mit einer einfachen Technik, wie dem Vorlesen, schaffen Sie so kleine Glücksmomente im Pflegealltag und wieder Nähe zu Ihrem Angehörigen.
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Meine Frau (79) ist Demenz-krank. Ich kann nicht sagen dass sie darunter leidet, denn das weiß ich nicht. Sie lebt seit einem Jahr in einem Heim. Eine verbale Kommunikation ist vollkommen ausgeschlossen. Sie sagt nur nach gutem Zureden selten mal JA. Ich Langzeit-Gedächtnis funktioniert noch gut. In (eigenen) Filmen und Fotoalben erkennt sie alles und alle Freunde. Es ist für mich erstaunlich, dass sie aber noch sehr gut vorlesen kann. Es ist die einzige Möglichkeit, wo sie noch nichtig sprechen kann. Solltet das ein Training sein?