Schmerzen lindern – ohne Tabletten?!

Häufig werden Nebenwirkungen von Schmerzmedikamenten unterschätzt. Doch ohne geht es vor allem im Alter nicht – oder? Wir haben uns mögliche alternative Methoden zur Schmerzbehandlung in der Altenpflege angeschaut.

Nehmen alte Menschen Schmerzmedikamente, sind die Nebenwirkungen oft ausgeprägter als bei jungen Menschen. Die Zunahme an gesundheitlichen Einschränkungen im Alter macht eine Behandlung der Schmerzen allerdings notwendig. Starke Schmerzmittel verursachen jedoch eine Vielzahl an Nebenwirkungen: Sie können wichtige Organe dauerhaft schädigen und den Patienten sogar abhängig machen. Doch nicht nur bei verschreibungspflichtigen Mitteln, sondern auch bei rezeptfreien und vermeintlich harmlosen Medikamenten aus der Apotheke werden mögliche Gefahren unterschätzt.

Als Beispiel: Eine erhöhte Dosierung von Ibuprofen schädigt im schlimmsten Fall die Nieren schwer, die falsche Einnahme von Paracetamol verursacht hingegen Leberschäden, Bluthochdruck und Asthma. Es gibt jedoch nicht-medikamentöse Interventionen zur Schmerzlinderung. Diese sogenannten sanften Methoden können in vielen Fällen eine deutliche Verbesserung der Schmerzempfindung bringen.

Hinweis: Eine regelmäßige Schmerzvisite sowie eine Absprache mit dem betreuenden Arzt ist trotz sanfter Schmerztherapie unbedingt notwendig.

Empfinden ältere Menschen Schmerzen anders als junge Leute?

Schmerz und Schmerzempfinden ist etwas individuelles: Jeder Mensch empfindet also seinen eigenen Schmerz. Dabei wirken Erfahrungen und Emotionen auf das Schmerzgefühl ein und minimieren oder steigern das Empfinden. Jeder hat also auch seinen eignen Weg mit Schmerzen umzugehen. Bei älteren Menschen kann sich die Zeit von der Schmerzentstehung bis zur Schmerzwahrnehmung verlängern, während gleichzeitig die Schmerzschwelle sinkt. Die Schmerzschwelle ist der Zeitpunkt, an dem der Reiz derart wahrgenommen wird, dass er nicht mehr toleriert wird. Daher verkürzt sich das Zeitfenster der Schmerzbehandlung.

Nimmt die Schmerzintensität langsam zu, gewöhnen sich ältere Menschen an Schmerzen. Häufig wird die Einschränkung der Lebensqualität als Alterserscheinung hingenommen. Daher sprechen viele alte Menschen Schmerzen nicht an. Es ist also an Ihnen, gezielt Schmerzempfindungen zu erfragen. Nur so kann der drohende Kreislauf aus chronischen Schmerzen, eingeschränkter Mobilität und sozialer Isolation, Depression und Pflegebedürftigkeit durchbrochen werden.

Tipp: Um die Schmerzintensität zu erfahren, sind offene Fragen oder „Smiley-Skalen“ hilfreich.

Ursache der verstärkten Nebenwirkungen von Schmerzmedikamenten bei alten Menschen

Bei alten Menschen treten oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf, die medikamentös behandelt werden. Durch diese Polymedikation treten vermehrt Nebenwirkungen auf, die sich gegenseitig und zusätzlich den Stoffwechsel beeinflussen. Da der Stoffwechsel im Alter verlangsamt ist, kann die Wirkung von Medikamenten entweder verstärkt oder verzögert sein. Je nachdem vermehren sich die Nebenwirkungen oder eine Linderung bleibt aus.

Ist die nicht-medikamentöse Schmerztherapie eine sinnvolle Alternative?

Basis der nicht-medikamentösen Schmerztherapie ist die ganzheitliche Sicht auf den Menschen. Maßgeschneidert für den jeweiligen Betroffenen werden bei der sanften Methode Behandlungsmöglichkeiten zusammengestellt und angewendet. Durch die individuelle Beschäftigung mit dem Patienten fühlt sich dieser oftmals wahrgenommener als bei einer klassischen Behandlung und spricht offener über sein Schmerzempfinden. Dies führt zu einer erhöhten Akzeptanz der Therapie. Wir stellen Ihnen einige alternative Therapiemöglichkeiten vor.

Training der körperlichen Aktivität

Trainiert der Patient und steigert seine körperliche Fitness, so wirkt sich dies positiv auf das Schmerzerleben aus. Regelmäßige sportliche Aktivitäten dienen dazu, dass Schmerzen weniger stark empfunden werden. Dies bestätigt eine Studie der Universität Heidelberg. Während der Studie wurde festgestellt: Probanden, die regelmäßig Sport treiben, halten Schmerzen besser aus als Probanden, die keinen Sport betreiben. Grund dafür ist, dass sich der sportlich Aktive dauerhaft schmerzhaften Reizen aussetzt und somit eine positive Einstellung zum Schmerz entwickelt. Durch diese Verknüpfung im Gehirn wird das Schmerzempfinden reduziert.

Tipp: Es ist sinnvoll bereits in jungen Jahren regelmäßig Sport zu treiben und so das Schmerzempfinden zu trainieren.

Sie müssen nicht gleich zum Extremsportler werden, ein regelmäßiges leichtes Training ist ausreichend. Neben dem Schmerzempfinden trainieren Sie gleichzeitig Ihren Körper und halten ihn widerstandsfähig.

Verhaltensmedizinische Therapieverfahren

Die Psyche spielt sowohl im Schmerzerleben als auch in der Aufrechterhaltung des Schmerzes eine relevante Rolle. Während der verhaltensmedizinischen Therapie lernt der Betroffene schmerzauslösendes oder -aufrechterhaltendes Verhalten zu erkennen und zu ändern. Hierfür werden Methoden der Entspannungstherapie, operanten Schmerztherapie, Biofeedback und kognitiv-behaviorale Therapie genutzt.

Physiotherapie, Ergotherapie und Entspannungsverfahren

Wärme, leichte Bewegung und Aromapflege sind ideal, um für ein gesteigertes Wohlbefinden zu sorgen. Die punktuell eingesetzten Therapien stimulieren die betreffende Körperregion, reduzieren Verspannung und minimieren somit Schmerzen. Einige Kliniken bieten Rückenmarkstimulation an, die besonders bei Patienten mit starken und schwer zu lindernden Schmerzen geeignet ist.

Akupunktur

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Akupunktur, bei der dünne Nadeln in diverse Punkte auf der Körperoberfläche gesetzt werden. Durch die Nadelstimulation sollen blockierte Energien freigesetzt und dadurch Schmerzen gelindert werden. Eine amerikanische Studie belegt, dass durch Akupunktur Schmerzen um bis zu 23 Prozent verringert werden konnten.

Schmerzbehandlung ist ein Prozess Die Schmerzbehandlung ist jedoch meist nicht mit einer einzelnen Behandlung abgehakt. Vielmehr muss die Behandlung als Prozess verstanden werden, der stetig überprüft, angepasst und optimiert werden muss. Daher sollte das Schmerzempfinden der Betroffenen regelmäßig und systematisch erfragt werden. Anschließend werden entsprechende Maßnahmen ergriffen und die Wirksamkeit überprüft. Die Schmerztherapie hat jedoch nicht nur die direkte Schmerzreduktion als Ziel, außerdem soll die Lebensqualität erhalten und die Selbständigkeit der Betroffenen gefördert werden. Nur in der Gesamtheit können Ängste, Einsamkeit, Isolation und Stress gelindert und so eine Schmerzreduktion erlangt werden. Es lohnt sich daher, alternative Methoden in die Schmerztherapie einzubeziehen. Bei starken Schmerzformen können sanfte Methoden die medikamentöse Schmerztherapie ergänzen und zur gesteigerten Lebensqualität beitragen.

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Meiner Meinung nach hört sich eine nicht-medikamentösen Schmerztherapie sehr interessant an, weil ich ungern Tabletten zu mir nehme. Durch einen Unfall habe ich Schmerzen am Körper, die ich vorher noch nie in der Art hatte. Ich werde mich demnächst mal Spezialisten für Schmerztherapien beraten lassen.

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    • Das freut uns, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat. Wir wünschen gute Besserung und viel Erfolg bei Ihrer Schmerzberatung.

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  • Gut zu wissen, dass laut einer Studie durch eine Akupunktur Schmerzen um bis zu 23 Prozent verringert werden können! Ich habe ebenfalls empfohlen bekommen, dass ich gegen meine Schmerzen ebenfalls eine Akupunktur machen sollte. Am besten werde ich dafür eine professionelle Heilpraxis für Schmerzen aufsuchen.

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