Übersetzt man Demenz, so bekommt man eine erste Vorstellung der Krankheit. Denn „ohne Geist“ oder „weg vom Geist“ lautet die wörtliche Übersetzung. Wir schauen uns die einzelnen Stadien von der Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten durch die Demenz an.
Eine frühzeitige Diagnose
Da der Verlust der geistigen Fähigkeiten oft schleichend beginnt, werden erste Symptome erst im Nachhinein als Anzeichen der Demenz gedeutet. Bisher gibt es keine Behandlungsmöglichkeit, die die Krankheit heilt. Vielmehr versucht man mit einer möglichst zeitig einsetzenden, medikamentösen Behandlung und verschiedenen Trainings die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange zu erhalten.
Ein frühzeitiges Erkennen ist nicht nur für die Behandlung wichtig. Mithilfe der Diagnose können sich die Betroffenen mit der Krankheit und den Folgen auseinandersetzen. In einem späteren Stadium verlieren die demenziell Erkrankten diese Fähigkeit.
Hinweis: Nehmen Sie als Angehöriger oder Betroffener mögliche Symptome ernst. So lässt sich eine Demenzerkrankung frühzeitig diagnostizieren.
Die drei Schweregrade der Demenz
Je nach Voranschreiten steigt das Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung. Hiermit geht auch eine vermehrte Unterstützung im Alltag bzw. der Pflege einher. Der Krankheitsverlauf lässt sich in drei Schweregrade einteilen, die eine wichtige Grundlage für die medikamentöse Behandlung sind. Neben der medikamentösen Therapie sind eine gezielte Betreuung und das Training der individuellen Fähigkeiten notwendig. Anhand der Stadien können sich Betreuungspersonen wie Partner, Kinder oder Freunde orientieren und so das Verhalten des Erkrankten leichter verstehen.
Leichte Demenz – v. a. Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
- Geistige Beeinträchtigungen: Komplexe tägliche Aufgaben werden zur Herausforderung. Meist können sie nicht allein bewältigt werden.
- Lebensführung: Den Alltag allein zu bewerkstelligen ist problematisch. Dennoch ist ein unabhängiges Leben weiterhin möglich.
- Symptome: Depression, Antriebsmangel, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen.
- Benötigte Hilfe: In verschiedenen einzelnen Situationen notwendig.
Mittelschwere Demenz – Schwierigkeiten bei den Aufgaben des Alltags
- Geistige Beeinträchtigungen: Der Betroffene kann einfache Tätigkeiten selbstständig ausführen. Komplexe Tätigkeiten werden jedoch nicht mehr vollständig oder angemessen umgesetzt.
- Lebensführung: Da die Betroffenen auf fremde Hilfe bei der Alltagsbewältigung angewiesen sind, ist ein unabhängiges Leben ist nicht mehr möglich. Dennoch ist eine selbstständige Lebensführung teilweise noch möglich.
- Symptome: Unruhe, psychotische Störungen, aggressive Verhaltensweisen, Schreien, gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Nesteln.
- Benötigte Hilfe: Hilfestellungen sind notwendig, jedoch keine ununterbrochene Betreuung oder Beaufsichtigung.
Schwere Demenz – Gravierende Einschränkungen
- Geistige Beeinträchtigungen: Gedanken werden für andere nicht mehr nachvollziehbar kommuniziert.
- Lebensführung: Eine unabhängige, selbstständige Lebensführung ist unmöglich.
- Symptome: Unruhe, psychotische Störungen, aggressive Verhaltensweisen, Schreien, gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Nesteln.
- Benötigte Hilfe: Eine dauerhafte Betreuung und Beaufsichtigung sind notwendig.
7 Stadien der Demenz
Wissenschaftler wie der amerikanische Psychiater Barry Reisberg beschreiben das Fortschreiten einer Demenz als „umgekehrte Kindheitsentwicklung“. Demenziell Erkrankte bauen ihre Fähigkeiten ungefähr in der umgekehrten Reihenfolge ab, wie Kinder sie während einer normalen Entwicklung aufbauen.
Stadium 1 der Demenz
Aus dem normalen Leistungsniveau der Betroffenen entwickelt sich die Krankheit.
Stadium 2 der Demenz
Der Betroffene bemerkt leichte Störungen. Hierbei sind die Merkfähigkeit und das Gedächtnis beeinträchtigt. Oft werden Namen und Termine vergessen. In manchen Situationen kann sich der Betroffene nicht an vorherige Situationen erinnern und verlegt immer öfter Dinge.
Stadium 3 der Demenz
Neben der Arbeitsleistung ist auch die räumliche Orientierung beeinträchtigt. Gehäuft gehen Gegenstände verloren.
Stadium 4 der Demenz
Die geistigen Störungen werden immer deutlicher. So fällt es der betroffenen Person schwer, komplexe Aufgaben selbstständig durchzuführen. Häufig zeigen sich Probleme beim Kochen oder dabei adäquat mit Geld umzugehen. Auch die Fähigkeit, sich an gewohnten Orten zu orientieren, lässt nach. Der Verlust dieser Fähigkeiten und der Selbstständigkeit belastet viele Betroffene. Daher leugnen viele Erkrankte ihre Defizite und versuchen die Fehler anderen zuzuweisen. Depressionen sind möglich.
Tipp: Da die Fähigkeiten in diesem Stadium noch vorhanden sind, hilft die Förderung selbstständiger Aktivitäten. So können Sie das Selbstbewusstsein des Erkrankten stärken.
Stadium 5 der Demenz
Zunehmend kann der Erkrankte seinen Alltag nicht mehr ohne Unterstützung bewältigen. So benötigt er beispielsweise Hilfe bei der Auswahl der Kleidung. Wichtige, persönliche Daten wie die Adresse oder das Geburtsdatum werden immer öfter vergessen. Immer häufiger ist die Person orientierungslos. Unspezifische Ängste treten auf und der Erkrankte kann zornig bis aggressiv auf den Verlust bestimmter Fähigkeiten reagieren.
Stadium 6 der Demenz
Basisaktivitäten können nicht mehr umgesetzt werden. Daher wird in sehr vielen Lebensbereichen Unterstützung notwendig: z.B. beim Waschen oder beim Toilettengang. Verhaltensauffälligkeiten häufen sich und Inkontinenz kann sich ausprägen. Nahestehende Personen können meist nicht mehr benannt werden. Auf diese Defizite reagiert der Betroffene oft sehr emotional: z.B. mit Zorn, Auflehnung oder Verzweiflung.
Stadium 7 der Demenz
Die Sprechfähigkeit reduziert sich zunehmend. Auch die Gehfähigkeit nimmt stark ab. Aufrecht zu sitzen wird ebenfalls schwierig bis unmöglich. Der Erkrankte entwickelt ein Harmoniebedürfnis. Dies zeigt sich darin, dass der Erkrankte emotional und körperlich sehr verletzlich ist und seiner Umwelt völlig ausgeliefert erscheint.
Tipp: Auch ohne Sprache kann der Pflegebedürftige viel sagen. Achten Sie auf eine non-verbale Kommunikation. Auch Singen oder Musizieren kann eine gute Art des Austausches sein.
Trotz der Einteilung in die 7 Stadien ist natürlich jeder Fall individuell. Die Stadien geben daher eine grobe Orientierungshilfe.
Hier finden Sie weitere Informationen:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz/krankheitsbild-und-verlauf.html
https://www.qvnia.de/fur-menschen-mit-demenz-und-ihre-familien/infoplattform/demenzstadien-und-therapie
https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/demenz/verlauf