Kennen Sie die Situation? Sie wachen nachts ruckartig von einem erstickten Luftholen Ihres Partners auf – oder Sie finden gar nicht erst in den Schlaf, weil Sie den Rhythmus aus Schnarchen, völliger Stille und dem Ringen aus Luft verfolgen. Vielleicht haben Sie auch selbst schon erlebt, wie Sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, aus dem Tiefschlaf gerissen hat. All diese Symptome deuten auf eine Schlafapnoe hin. Welche Gefahr diese Atemaussetzer besonders im Alter mit sich bringen und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Schlafapnoe?
Der medizinische Fachausdruck “Apnoe” leitet sich vom griechischen Wort ápnoia, also „Nicht-Atmung“ ab – und genau darum geht es bei der nächtlichen Schlafapnoe: Die Betroffenen leiden unter Atemaussetzern, welche von wenigen Sekunden bis über eine Minute dauern können. Tritt ein solcher Atemstillstand häufiger als fünf Mal im Zeitraum einer Stunde auf, sprechen Ärzte von einer Schlafapnoe. Diese kann in Form einer obstruktiven, zentralen oder gemischten Schlafapnoe auftreten.
Obstruktive, zentrale und gemischte Schlafapnoe
Als obstruktive Schlafapnoe bezeichnet man eine Verengung der Atemwege. Diese wird häufig auch durch weitere Begleiterscheinungen wie ein zu großes Rachenzäpfchen oder ein erschlafftes Gaumensegel verstärkt. Bei Rückenschläfern rutscht außerdem häufig die Zunge in den Rachen. Eine zentrale Schlafapnoe hingegen ist auf eine Störung des zentralen Nervensystems zurückzuführen, also in der Kommunikation zwischen Gehirn und Atemmuskulatur. Bei einer gemischten Schlafapnoe treten Symptome der beiden anderen Formen gemeinsam auf.
Welche Symptome können auf eine Schlafapnoe hindeuten?Das wohl eindrücklichste und zugleich gefährlichste Merkmal einer Schlafapnoe ist das gehäufte Aussetzen des Atems im Laufe einer Nacht (i. d. R. mehr als fünf mal innerhalb einer Stunde). Diese sorgen für eine Sauerstoffunterfunktion im Gehirn, aber auch für eine mangelnde Belüftung der Lunge und einen zu niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut bei gleichzeitigem Anstieg der Menge an Kohlenstoffdioxid. Ebenso charakteristisch sind die kurzen, unbewussten Aufwachphasen, in denen der Betroffene nach Luft ringt (Hyperventilation), dann aber gleich wieder einschläft. Begleitet werden diese unruhigen Schlafzustände häufig von lautem Schnarchen.
Hinweis: Starkes Schnarchen allein ist noch kein Merkmal einer Schlafapnoe!
Folgen einer Schlafapnoe: Gefahr im Alter
Nicht nur die Atemstillstände allein machen den Schlaf für Apnoiker zur Qual: Nächtliches Schwitzen und Alpträume (bedingt durch die Ausschüttung von Stresshormonen während der Atemstillstände) verschlechtern die Erholung durch Schlaf massiv. Durch vermehrten Harndrang werden die ohnehin schon kurzen Schlafphasen durch häufige Toilettengänge unterbrochen. Für ältere Menschen kann dies in der Nacht zu verstärkter Desorientierung und Angstgefühlen sorgen.
Auch tagsüber bleibt eine Schlafapnoe nicht folgenlos: Da der Schlaf durch die vielen (wenn auch meist unbewussten) Pausen nur von mangelhafter Qualität ist, fühlen sich Betroffene am Tag besonders müde und abgespannt. Ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit leidet und instinktive Reaktionen können vom Körper nur verzögert ausgeführt werden – gerade für ältere Menschen ist das ein Problem, z. B. bei der Verhinderung von Stürzen oder für ein adäquates Verhalten im Straßenverkehr.
Auch Mundtrockenheit, massive Gewichtszunahme, Schwindelanfälle oder Sodbrennen sind Folgen einer Schlafapnoe. Darüber hinaus können langfristig chronische Erkrankungen wie Depressionen, Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck als Folge einer Schlafapnoe auftreten. Auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt massiv.
So kann eine Schlafapnoe diagnostiziert werden
Wenn Sie glauben, unter einer Schlafapnoe zu leiden, könnte es sich zunächst lohnen, einen Online-Selbsttest in Form eines Fragebogens zu machen. Stellen Sie dabei fest, dass Sie die Kriterien für eine Schlafapnoe erfüllen, gibt es zwei Möglichkeiten, dies medizinisch feststellen zu lassen:
Schlaflabor
Wenn Sie einige Nächte in einem Schlaflabor verbringen, werden dort verschiedene Untersuchungen durchgeführt: EEG (Messung der Hirnströme), EKG (Messung des Herzrhythmus), Elektrookulografie (Aufzeichnung der Schlafphasen anhand der Augenbewegung) sowie verschiedene weitere Messungen (Blutsauerstoffgehalt, Puls oder Luftstrom der Atmung).
WatchPAT
Wer nicht gern außer Haus schläft oder gesundheitlich nicht dazu in der Lage ist, kann mit dem System WatchPAT (Überwachung der Arterientonusveränderungen) ebenfalls prüfen lassen, ob eine Schlafapnoe vorliegt. Eine “Verkabelung” wie im Schlaflabor ist hierbei nicht nötig: Die Werte werden über eine kleine Fingersonde ermittelt, die den Schlaf nicht stört.
Diese Therapieformen werden bei Schlafapnoe eingesetzt
Gerade im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Schlafapnoe zu erkranken. Zum Glück gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Symptome einzugrenzen und den Betroffenen ihren erholsamen Nachtschlaf zurückzugeben:
CPAP
Als Standardtherapie gilt das Tragen einer CPAP-Maske während des Schlafs, die für einen kontinuierlichen Atemwegsüberdruck („continuous positive airway pressure“) sorgt. Dazu wird mit einem sanften Überdruck Umgebungsluft in die Atemwege des Schlafenden gepumpt, was die oberen Atemwege offen hält.
Lagerungshilfen
Auch Lagerungshilfen sind eine gängige, weniger aufwendige Möglichkeit, Schlafapnoe einzudämmen, die in der Rückenlage auftritt. Mithilfe rucksackartiger Lagerungsgürtel oder Lagerungshilfen mit Virbationsalarm soll verhindert werden, dass sich der Schlafende auf den Rücken dreht. Eine erste, einfache Methode für daheim wäre, den Kopf beim Schlafen höher zu lagern. Auch wenn Lagerungshilfen nicht so effektiv gegen Schlafapnoe vorgehen wie eine CPAP-Maske, können sie durchaus eine erste Hilfe darstellen.
Unterkieferschiene
Eine Unterkieferschiene kann eine Alternative für Menschen darstellen, die mit der CPAP-Maske nicht schlafen können. Die Kunststoffschiene hält den Unterkiefer nachts vorn und verhindert so das Zurückfallen der Zunge und eine Verengung der Atemwege. Wer sich für diese Variante entscheidet, sollte die Unterkieferschiene besser von einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden anpassen lassen, um größtmögliche Passgenauigkeit zu gewährleisten.
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