Blick in die Vergangenheit: Die Geschichte der Alzheimer-Demenz

Heute wird die Krankheit Alzheimer-Demenz jährlich bei mehr als 300.000 Betroffenen in Deutschland diagnostiziert. Noch vor 120 Jahren jedoch herrschte großteilig Ratlosigkeit und Ignoranz, wenn Patienten die für die Demenzform typischen Symptome zeigten. Wie kam man Alzheimer auf die Spur?

Alois Alzheimer: Vater der Alzheimer-Forschung

In die Anstalt für „Irre und Epileptische“ in Frankfurt wurde im Jahr 1901 eine Patientin mit Vergesslichkeit und Wahnvorstellungen eingeliefert. Schon die Bezeichnung der Einrichtung zeigt, wie gering das Wissen um die verschiedenen Erkrankungen im Gehirn noch vor rund 100 Jahren war. Die Ursachen für psychische Erkrankungen wurden nur oberflächlich erforscht, da sie nicht als ernstzunehmende Krankheiten anerkannt wurden.

Der behandelnde Arzt Alois Alzheimer (1864-1915) diagnostizierte der Patientin Auguste Deter „Präseniles Irresein“. Mit ihren erst 51 Jahren passte sie nicht in das Raster der Altersdemenz, zu dieser Zeit auch „Altersblödsinn“ genannt: Von diesem Phänomen kannte man zwar keine Ursachen, konnte jedoch die Symptome relativ klar benennen. Alois Alzheimer hielt die Symptome des „Präsenilen Irreseins“ fest: Die im frühen Stadium auftretenden Lücken im Kurzzeitgedächtnis, bis zum Verlust älterer Erinnerungen und der zunehmenden Unselbstständigkeit im Alltag.

Die Akzeptanz geistiger Erkrankungen

Nachdem Auguste Deter 1906 starb, untersuchte Alzheimer ihr Gehirn unter dem Mikroskop. Dabei entdeckte er zerstörte Nervenzellen mit Bündeln faseriger Strukturen, den sogenannten Neurofibrillen, sowie Eiweißablagerungen außerhalb der Zellen (Plaques). Seine Theorie, dass geistige Erkrankungen organische Ursachen hätten, sah er damit bestätigt. Die Erkenntnisse schrieb Alzheimer in seiner Abhandlung über „eine eigenartige Krankheit der Hirnrinde“ nieder. Zunächst wurden diese Aufzeichnungen jedoch nicht ernstgenommen. Man ging davon aus, dass „Altersblödsinn“ auf einen unzüchtigen Lebensstil zurückzuführen sei. Erst 1910 wurde im Lehrbuch der Psychiatrie erstmals die „Alzheimersche Krankheit“ erwähnt. Anschließend geriet sie jedoch wieder in Vergessenheit.

Neue Erkenntnisse in der Alzheimer-Forschung

Erst in den 1970er Jahren kam Bewegung in die Erforschung der Alzheimer-Demenz. In den USA begann man, den Ernst der Lage in Bezug auf den demographischen Wandel zu begreifen: So wurden das Nationale Institut für Alterung (1974) und die erste Alzheimer-Gesellschaft der Welt (1980) gegründet. Es entstand ein Netz aus Alzheimer-Zentren, in denen weiter an der Krankheit geforscht wurde. Der Forscher Robert Katzmann veröffentlichte seine Erkenntnisse, nach denen die Alzheimer-Demenz mit rund 60 % die am häufigsten auftretende Demenzart ist. 1987 entdeckte man, dass das Amyloid-​Precursor-​Protein (APP) Hauptbestandteil des für die Krankheit typischen Plaques ist. Warum das APP jedoch verklumpt und die Nerven schädigt, ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Ein Bestandteil der Neurofibrillen konnte 1986 ausgemacht werden: Das sogenannte „Tau“ stabilisiert im gesunden Körper die Mikrotuboli und ermöglicht somit Transportvorgänge in den Nervenzellen. Bei erkrankten Menschen fällt das Tau von den Mikrotuboli ab und verklumpt zu Neurofibrillen. Diese beiden Stoffe sind also an der Entstehung einer Alzheimer-Demenz beteiligt. Man ist sich heute jedoch sehr sicher, dass es ich um eine multifaktorielle Krankheit handelt und dass somit verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, die noch nicht alle erforscht sind.

Die Suche nach Heilung

Dank großer Fortschritte bei der Arbeit mit MRT und PET können die Anzeichen für eine Alzheimererkrankung im Gehirn heute gut sichtbar gemacht werden. Da die Erkrankung durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst wird, gestaltet sich eine ursächliche Behandlung jedoch schwierig. Es wird an zahlreichen Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkungen geforscht. Um die Alzheimer-Ablagerungen ganz zu verhindern, müsste an noch gesunden Personen geforscht werden. Der Weg zu einer ethisch vertretbaren und nachweislich nicht schädigenden Behandlung ist jedoch lang.

Bei einer bestehenden Alzheimer-Demenz kommen beispielsweise Antidementiva zum Einsatz, die die Leistungsfähigkeit der Betroffenen etwas erhöhen können. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserem Blog zum Thema „Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bei Demenz“.

Photo by David Matos on Unsplash

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