Das Bild zeigt eine Toiletten Schild.

Inkontinenz im Alter: Tipps für die Pflege

Ob Lachanfall, Husten oder Niesen – Manchmal reichen Kleinigkeiten aus und ältere Menschen können den Urin nicht mehr halten. Trifft Inkontinenz auf eine Demenz, wird dies zur besonderen Herausforderung. Lesen Sie hier alles zu Therapieoptionen und Methoden für einen einfacheren Pflegealltag. Außerdem erfahren Sie, welche Hilfsmittel Sie unterstützen und worauf Sie bei der Pflege achten sollten.

Obwohl Blasenschwäche im Alter weit verbreitet ist, ist Inkontinenz häufig ein Tabuthema. Für viele Pflegebedürftige und Pflegende ist es schwer, bei diesem intimen Thema Hilfe anzunehmen oder Hilfe zu leisten. Als ersten Schritt sollten Sie jedoch mit dem Pflegebedürftigen offen über das Thema sprechen: Was sind seine Ängste und Wünsche? Aber auch Sie können als pflegender Angehöriger Ihre Sorgen ansprechen. Klären Sie gemeinsam, welche Pflegemaßnahmen Sie leisten können und wollen. Denn das Thema Inkontinenz benötigt gegenseitiges Einfühlungsvermögen und Taktgefühl.

Inkontinenz: Symptome, Ursachen und Untersuchungen

Bei einer Inkontinenz kann Harn oder Stuhl nicht mehr gehalten werden. Je nach Form der Inkontinenz variieren die Ursachen. Eine Harninkontinenz geht häufig auf eine Störung im System aus Blasenmuskulatur, Schließmuskel und Beckenbodenmuskulatur zurück.

Mögliche Ursachen für eine Inkontinenz auf einen Blick

  • Fehlerhafte Signalübertragung der beteiligten Nervenzellen
  • Harnsteine, vergrößerte Prostata, Tumore, Nervenverletzungen oder -reizungen
  • neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall, Alzheimer

Die Ursachen einer Inkontinenz sollten durch einen entsprechenden Facharzt untersucht werden. Wählen Sie hierfür den passenden Experten aus.

Untersuchungsmethoden zur Abklärung der Ursachen für Inkontinenz

  • gynäkologische oder proktologische Untersuchung (Untersuchung des Enddarms)
  • Ultraschall, Urin- und Blutuntersuchung, urodynamische Untersuchung (zur Bestimmung der Blasenfunktion), Blasenspiegelung, Darmspiegelung etc.

Inkontinenz im Alter: Mögliche Probleme bei der Pflege

Infektionsgefahr durch Inkontinenz im Alter: Da die Pflegebedürftigen oftmals ihre Blase nicht vollständig entleeren, vermehren sich in der Harnblase Bakterien. So können sich die Harnwege entzünden.

Unsicherheit und Scham durch Inkontinenz im Alter: Bei Inkontinenz muss die nächste Toilette stets schnell erreichbar sein. Das kann den Alltag stark einschränken. Eine Alternative sind Hilfsmittel wie Windelhosen. Doch viele Pflegebedürftige lehnen diese aus Gründen der Scham, Trauer, Ärger oder Wut ab.

Hautschäden durch Harnsäure: Ist die Haut für längere Zeit Urin oder Stuhl ausgesetzt, wird die natürliche Schutzbarriere der Haut angegriffen. Die Folge: Die Haut wird wund. Daher ist es besonders wichtig, die Haut im Intimbereich zu schützen und zu pflegen.

So beugen Sie Hautschäden durch Inkontinenz vor

  • Waschen Sie die betroffenen Hautstellen mehrmals täglich mit klarem Wasser und tupfen Sie diese trocken.
  • Verwenden Sie bei Verschmutzungen eine pH-neutrale Waschlotionen, spezielle Öle oder Pflegeschaum.
  • Falls Sie Cremes verwenden, nutzen Sie sogenannte Wasser-in-Öl-Emulsionen, einfache Zinkpasten, Salben, Vaseline oder spezielle Inkontinenz-Produkte auf Silikonbasis. Denn abdeckende sowie fettige Salben oder Cremes reduzieren die Saugfähigkeit von Hilfsmitteln wie Windelhosen oder Einlagen.
  • Wechseln Sie Hilfsmittel mehrmals täglich und nach jeder Stuhl-Ausscheidung. Entfernen Sie Stuhl immer sofort von der Haut.

Demenz und Inkontinenz: Mit diesen Tipps erleichtern Sie Ihren Pflegealltag

Bei einer Demenz wird die Pflege zusätzlich erschwert. Denn manchmal vergisst der Demente, dass er auf die Toilette muss, findet sie nicht oder weigert sich, diese zu benutzen. Mögliche Ursachen hierfür können Unsicherheit und Angst sein. Vielleicht möchte sich der Pflegebedürftige nicht auf die Toilette setzen, aus Angst er könne daneben fallen. Manchmal ist der Kontrast zwischen Toilettenbecken und Fliesen nicht groß genug. Der Demente erkennt die weiße Toilette nicht auf den gleichfarbigen Fliesen. Einige Demenzerkrankte können sich nicht ausreichend artikulieren. In diesem Fall sollten Sie vermehrt auf die Körpersprache achten. So können Sie entsprechende Anzeichen erkennen.

Achten Sie darauf, ob er:

  • unruhig auf seinem Sitz hin und her rutscht.
  • sich zwischen die Beine fasst oder diese zusammen presst.
  • intensiv an seiner Kleidung herumfingert.
  • immer wieder aufsteht und sich suchend durch die Wohnung bewegt.

Sie sollten zwar darauf achten, dass Ihr demenzerkrankter Angehörige ausreichend trinkt, jedoch sollten besonders am Abend auf harntreibende Tees verzichtet werden. Harntreibend wirken Tees aus Brennnessel, Pfefferminz, Petersilie, Schachtelhalm, Wacholder, Birke, Katzenbart (Ortosiphon) oder Löwenzahn. Neben Tee kann auch Kaffee einen Harndrang auslösen.

Um die Situation zu entschärfen und den Toilettengang zu vereinfachen, haben wir Ihnen einige Tipps zusammengestellt.

Tipp 1: Den Gang zur und auf die Toilette vereinfachen

  • Lassen Sie die Toilettentür offen, so erkennt der Pflegebedürftige schneller den Raum.
  • Bringen Sie ein Schild an die Tür an. Verwenden Sie zur Beschriftung den Ausdruck, den der Pflegebedürftige selbst benutzt: Also WC, Toilette, Klo oder Abort.
  • Leuchten Sie den Weg gut aus. So kann sich der Pflegebedürftige auch nachts gut orientieren. Bewegungsmelder sind hier hilfreich.
  • Bei einer erhöhten Toilette fällt das Hinsetzen und Aufstehen viel leichter. Hierfür nutzen Sie entweder eine extra hohe WC-Keramik (Senioren-WC / Komfort-WC) oder eine Toilettensitzerhöhung. In einigen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
  • Sorgen Sie für mehr Kontrast und ein leichteres Erkennen: mit einem farbigen Toilettensitz.
  • Falls der Demenzpatient regelmäßig vergisst, den Toilettendeckel zu öffnen, lassen Sie diesen geöffnet.
  • Für mehr Sicherheit beim Hinsetzen und Aufstehen sorgen Haltegriffe. Als Hilfsmittel sind diese bei der Krankenkasse absetzbar. Haltegriffe an der Wand bieten mehr Sicherheit auf dem Weg zur Toilette.

Tipp 2: Hilfsmittel und Trainings

  • Eine Urinflasche, ein Toilettenstuhl oder ein Steckbecken ermöglichen den ersten Toilettengang im eigenen Zimmer.
  • Toilettenzeiten können außerdem antrainiert werden. Begleiten Sie Ihren Angehörigen stets zur gleichen Zeit zur Toilette oder fordern Sie ihn auf, zur Toilette zu gehen.
  • Achten Sie auf einfach zu bewältigende Kleidungsstücke: beispielsweise Schlupf- oder Jogginghosen, Kleidung mit Klett- oder Reißverschluss, Hosenträger statt Gürtel.

Nutzen Sie die finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse, diese übernimmt die Kosten für Inkontinenzmaterial. Zusätzlich erhalten Sie eine monatliche Unterstützung von 40 Euro zur Anschaffung von Pflegehilfsmitteln. Wir empfehlen Bettschutzeinlagen, die das Durchnässen des Pflegebettes vermeiden. Zudem steht Ihnen ein kostenloser Pflegekurs zu. Hier erlernen Sie Methoden, um die Betreuung und Pflege zu vereinfachen und Ihre mentalen sowie pflegebedingten körperlichen Beschwerden zu reduzieren.

Therapiemöglichkeiten gegen Blasen- und Darmschwäche

Auch wenn Blasenschwäche zunächst nach einer unabwendbaren Alterserscheinung klingen mag – In vielen Fällen ist Inkontinenz behandelbar. Zumindest helfen zahlreiche Tricks und Hilfsmittel, den Pflegealltag zu erleichtern. So können je nach Form und Schwere der Inkontinenz verschiedene Therapien eine Verbesserung bringen. Wir stellen Ihnen mögliche Therapieformen kurz vor.

1. Beckenbodentraining

Unter Anleitung eines Physiotherapeuten lernt der Patient Belastungen des Beckenbodens zu reduzieren, falsche Anspannungsmuster abzulegen und den Beckenboden zu kräftigen.

2. Biofeedbacktraining

Über eine kleine Sonde werden beim Biofeedbacktraining Kontraktionen des Beckenbodens gemessen. Durch ein optisches oder akustisches Signal angezeigt. So lernt der Patient, die entsprechenden Muskeln zu spüren und zu trainieren.

3. Elektrotherapie

Mithilfe schmerzloser elektrischer Impulse wird bei der Elektrotherapie die Beckenbodenmuskulatur passiv trainiert.

4. Toilettentraining (Blasentraining)

Über einen festgelegten Zeitraum wird ein Miktionsprotokoll geführt: Wann verspürte der Pflegebedürftige einen Harndrang? Wie viel Urin wurde ausgeschieden? Erfolgte das Wasserlassen kontrolliert oder unkontrolliert? Neben der Beschreibung des Wasserlassens wird auch die Flüssigkeitsaufnahme protokolliert: Was und wie viel hat der Pflegebedürftige innerhalb des Tages oder der Nacht getrunken? Anschließend erstellt der behandelnde Arzt einen entsprechenden Trink- und Miktionsplan mit der erlaubten Flüssigkeitsaufnahme sowie festgelegten Toilettenzeiten. Durch das geregelte Entleeren der Blase soll ein unkontrollierter Harnabgang verhindert werden.

5. Hormonbehandlung und Medikamente

Tritt die Inkontinenz infolge eines Östrogenmangels auf, beispielsweise nach den Wechseljahren, kann ein lokales Östrogenpräparat in Salbenform helfen. Eine medikamentöse Lösung bieten krampflösende Medikamente oder Alpharezeptorblocker, die den Blasenverschluss lockern oder die spontane Aktivität der Harnblasenmuskulatur hemmen.

6. Katheter oder Operation

In einigen Fällen muss die Blase über einen Katheter regelmäßig entleert oder im Falle einer extraurethralen Inkontinenz operativ behandelt werden. Dies ist beispielsweise bei Fisteln oder einer vergrößerten Prostata notwendig. Operativ kann die Harnröhre durch einen künstlichen Schließmuskel oder eine adjustierbare Schlinge verschlossen werden. Ein eingesetztes Implantat komprimiert die Harnröhre so weit, dass Urin nicht mehr unwillkürlich abfließen kann.

Wir hoffen, dass sich Ihr Pflegealltag mit diesen Tipps und der finanziellen Unterstützung vereinfachen lässt.

Foto von jcomp auf freepik

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