Ehepartner

Wenn der Ehepartner dement wird

Etwa ein Drittel der Pflegenden sind Ehe- oder Lebenspartner. Für sie bedeutet die Demenzdiagnose eine gewaltige Umstellung. Schließlich verändert sich das gesamte Zusammenleben und letztlich auch der eigene Lebensentwurf. Aufgaben und Rollen müssen in der Ehe neu verteilt werden, Pläne für den gemeinsamen Ruhestand lösen sich auf und die Zukunft ist ungewiss. Wie Sie als Ehepartner mit der neuen Situation am besten umgehen, erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Sich der Verantwortung bewusst sein

In den ersten Phasen einer dementiellen Erkrankung erleben Betroffene bewusst, dass ihre geistigen Fähigkeiten nachlassen und sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben verlieren. Als Reaktion darauf entwickeln sie häufig Strategien, um diese Veränderungen zu verbergen: Leugnen, Relativieren, Scherzen, aber auch Isolation und Rückzug. Doch immer größer werdende Gedächtnis-, Sprach- und Orientierungslücken lassen sich irgendwann nicht mehr verbergen. Für viele Ehepartner ist die Demenzdiagnose zunächst eine Erleichterung. Endlich können sie sich das seltsame Verhalten ihres Gatten erklären. Viele Ehepartner übernehmen fraglos und selbstverständlich die Pflege. Dabei sind sie sich oft nicht bewusst, was sie erwartet. Es fällt schwer, mit anzusehen wie sich ein geliebter Mensch verändert. Deshalb sollte man sich umfassend über die Krankheit informieren, um die Veränderung verstehen zu können (Verlauf, Symptome, Verhaltensweisen von Betroffenen, steigender Pflege- und Betreuungsbedarf). Die Entscheidung, die Pflege für jemanden zu übernehmen, sollte deshalb unbedingt bewusst getroffen werden.

In die neue Rolle finden

Die Pflege und Betreuung eines Menschen mit Demenz bedeutet, dass sich die vertrauten und selbstverständlich geglaubten Rollen und Verantwortlichkeiten in der Beziehung verändern. Die Herausforderung liegt darin, die Beziehung zum Partner zu erhalten und zu pflegen und gleichzeitig jeden Tag ein Stück Abschied von der gewohnten Beziehung zu nehmen. Nach und nach wandelt sich die Ehebeziehung zur Pflegebeziehung. Der Erkrankte wird immer mehr zum Umsorgten und der Partner übernimmt teils fremde Aufgaben. Vertrautheit und Intimität schwinden, Entfremdungsgefühle können entstehen. Liebe und Freude wechseln sich mit Ungeduld und Angst ab. Gerade deshalb ist es unerlässlich, den Blick auf das Gute und Wertvolle in der Beziehung zu legen, auf das, was noch möglich ist. Auch wenn der Partner seine Gefühle nicht mehr begreift oder in Worte fassen kann, so reagiert er doch auf Gefühlsebene. Dies bietet einen Zugang zum Erkrankten. Wo viele Worte vergebens sind, werden Körpersprache und Berührungen verstanden. Es ist hilfreich, das Verhalten, die Körpersprache und den Tonfall des Partners zu studieren. Daran lassen sich die Gefühle und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen ablesen. Negatives Verhalten ist dabei nicht zwingend persönlich gemeint, sondern drückt oft die Frustration und Unsicherheit des Erkrankten aus. Die Haltung, die Sie Ihrem Partner entgegenbringen, ist entscheidend. Im Gegensatz zu Ihrem Partner können Sie diese beeinflussen. Versuchen Sie also, Ihrem Partner mit der Demenz so anzunehmen wie er ist.

Unterstützung suchen

Die Pflege muss nicht einzig und allein auf den eigenen Schultern lasten. Die Situation lässt sich auf die Dauer nicht alleine bewältigen, sonst stößt man früher oder später an die Grenze seiner körperlichen und psychischen Kräfte. Gerade ältere Menschen sind aus gesundheitlichen Gründe nicht immer imstande, alle Aspekte der Pflege selbst zu übernehmen. Es ist wichtig, dass der „gesunde“ Partner sich die nötige Entlastung zugesteht. Es ist keine Schande, auf Unterstützung angewiesen zu sein. Stellen Sie sich die Frage: Wobei benötige ich Hilfe? Nehmen Sie Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege oder einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch. Informieren Sie sich bei der Pflegekasse ihres Partners oder eine Pflegeberatungsstelle über Angebote zur Unterstützung und Entlastung. Verfügt ihr Partner bereits über einen Pflegegrad, können Sie zudem kostenlos Pflegekurse besuchen. Aber auch der Austausch mit anderen ist immens wichtig. Das sind zum einen Familienangehörige und Freunde, die Ihnen beistehen. Zum anderen Menschen in ähnlichen Situationen, mit denen Sie sich z.B. in einer Selbsthilfegruppe über praktische Fragen, Zweifel und Ängste austauschen können. Wichtig ist es außerdem, einen Ausgleich zur Pflege zu finden. Bewahren Sie sich ein Hobby, auf das sie keinesfalls verzichten möchten und planen Sie diese Auszeiten fest ein.

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Horst Rublack
    22. Januar 2023 10:05

    Wir sind 54 Jahre verheiratet, haben gesunde und erfolgreiche Kinder sowie Enkel. Unser gemeisames Leben war erfolgreich und harmonisch. Seit zwei Jahren hat meine Frau den Pflegegrad 2. Sie wird immer histerischer und schreit mich laufend den ganzen Tag an. Dabei gebraucht sie Worte, die früher nicht zu ihrem Spracschatz gehörten. Nun bin ich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen, um meine Ruhe zu haben was leider nicht funktioniert. Ich habe nach wie vor Schlafstörungen, Schwitzanfälle und wache regelmäßig gegen 04:00 Uhr auf. Dann kann ich nicht mehr einschlafen.
    Meine Frau ist 75 und ich 80 Jahre alt.
    Wie lange muß ich diese Situation aushalten?

    Antworten
    • Hallo,

      eine Demenz verändert sehr viel – im Leben der erkrankten Person und auch deren Mitmenschen. Es ist gut nachvollziehbar, dass dieser Druck an Ihnen zehrt und das Zusammenleben dadurch erschwert wird. Es gibt zahlreiche Trainings für Angehörige, welche Ihnen helfen können, mit dieser Situation und dem schwierigen Verhalten der betroffenen Person umzugehen. Sprechen Sie mit anderen über Ihre Sorgen und nehmen Sie Unterstützung von Familienangehörigen oder von Ehrenamtlichen an.

      Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!
      Beste Grüße

      Antworten

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