Anti-Dekubitus-Matratzen: Welches System ist am besten?

Bei bettlägerigen Personen drohen Druckgeschwüre an belasteten Körperregionen. Anti-Dekubitus-Matratzen versprechen hier Abhilfe. Doch welches System ist am besten geeignet? Wir schauen uns die Systeme an.

Wie entsteht ein Dekubitus?

Liegt man sehr viel und verharrt dabei in der gleichen Position, dann baut sich zwischen verschiedenen Körperregionen und der Aufliegefläche ein Druck auf. Der Grund ist unser Körpergewicht. Es drückt auf die Oberfläche (also die Matratze), auf unsere Haut und das darunter liegende Gewebe. An Knochenvorsprüngen wird dieser Druck besonders deutlich. Daher entsteht ein Dekubitus oft an Fersen und Knöcheln, Kreuz- und Sitzbein, Rücken und Schulterblättern. Denn hier werden die Haut und das Gewebe regelrecht gequetscht. Je nach Höhe des Drucks werden auch die Blutgefäße zusammengedrückt. Die Blutzirkulation stockt.

Das Resultat: Sauerstoff und Nährstoffe gelangen nicht mehr ausreichend in die Haut- und Gewebezellen und die Endprodukte des Zellstoffwechsels werden nicht mehr vollständig abtransportiert. Die Gefahr einer Druckstelle wächst. Abhängig vom Körpergewicht und der gesundheitlichen Verfassung des Pflegebedürftigen können Druckgeschwüre bereits innerhalb von drei Wochen entstehen.

Dekubitus verhindern: Um ein Geschwür zu verhindern, helfen Druckentlastung, Stimulierung oder Wechseldruck. Einen Wechseldruck erhalten Sie, indem Sie die Liegeposition des Pflegebedürftigen regelmäßig verändern. Spezielle Unterlagen wie eine Anti-Dekubitus-Matratze helfen ein Wund- oder Durchliegen zu vermeiden.

Welche Anti-Dekubitus-Systeme gibt es?

Experten unterscheiden zwischen drei verschiedenen Systemen: Weichlagerungs-, Wechseldruck- und Mikro-Stimulationssysteme. Wir stellen Ihnen die einzelnen Systeme sowie ihre Vor- und Nachteile kurz vor.

Weichlagerungssysteme bei Anti-Dekubitus-Matratzen

Über Luftkissen wird die Vergrößerung der Auflagefläche erreicht. Die Luftkissen werden mithilfe eines Motors betrieben. Es gibt hier jedoch auch einfachere Varianten.

Nebeneffekte und Nachteile: In einigen Fällen wurde bei den bettlägerigen Patienten eine Verlangsamung der Feinmotorik beobachtet. Achten Sie beim Verwenden eines Weichlagerungssystems darauf, dass die gebettete Person genügend Halt auf der Matratze hat.

Anti-Dekubitus-Matratze mit Wechseldrucksystem

Anti-Dekubitus-Matratzen mit Wechseldrucksystem besitzen zwei oder drei Luftkammern, die meist mittels Strom betrieben werden. Vorab stellen Sie eine gewünschte Druckveränderung ein, anschließend werden die Luftkammern abwechselnd automatisch aufgepumpt. So ist eine wechselnde Druckentlastung mehrmals stündlich möglich.

Abhängig vom Modell der Matratze können Sie zwischen einem intervallartigem oder auch einem kontinuierlichen Druck wechseln. Einige Anti-Dekubitus-Matratzen mit Wechselsystem besitzen eine Kilogrammskala. Über diese können Sie das Gewicht der zu pflegenden Person einstellen und somit die Druckentlastung individuell anpassen. Neuere Modelle laufen dabei so dezent, dass der Patient kaum noch die Vibrationen spürt. Falls Sie nicht die komplette Matratze austauschen wollen, erhalten Sie sogenannte Wechseldruckauflagen. Diese Modelle legen Sie einfach auf die normale Matratze. Trotz ihrer geringen Höhe funktionieren die Auflagen wie eine vollständige Matratze mit Wechseldrucksystem.

Nebeneffekte und Nachteile: Bei bestimmten Patientengruppen kann das Wechseldrucksystem zu einer Erhöhung des Muskeltonus führen oder sogar spastische Anfälle auslösen. Diese Matratzen sind ungeeignet für Schlaganfallpatienten, Demenzerkrankte, sowie Personen, die an Wahrnehmungsstörungen oder an starken Schmerzen leiden.

Anti-Dekubitus-Matratze mit Mikro-Stimulationssystem

Über ein Mikro-Stimulationssystem werden die Bewegungen des Bettlägerigen aufgenommen und mittels beweglicher Unterfederung verstärkt. Durch diese Rückkopplung fördert das System die Wahrnehmung und die Eigenbewegung des Pflegebedürftigen. Außerdem wird die Durchblutung der Haut gewährleistet und somit Druckgeschwüre verhindert – beziehungsweise das Risiko eines Dekubitus minimiert. Diese Matratzen sind vor allem für Schmerzpatienten, Demenzkranke, Schlaganfallpatienten oder Personen, mit Multi Sklerose, Querschnittslähmung oder anderen Körperbildstörungen empfehlenswert.

Nebeneffekte und Nachteile: Eine Matratze mit Mikro-Stimulationssystem eignet sich nur für Pflegebedürftige, die sich eigenständig bewegen können. Daher sind diese Matten weder für gelähmte noch komatöse Patienten ideal.

Rolle des Pflegenden nicht unterschätzen

Präventionsmaßnahmen durch den Pflegenden sind entscheidend. Denn eine Matratze kann nicht eine pflegerische Diagnostik ersetzen, sie wird weder ein Dekubitusrisiko feststellen noch entsprechende Aktivierungsmaßnahmen durchführen. Eine Anti-Dekubitus-Matratze kann lediglich passiv den Druck auf bestimmte Körperregionen abfangen. Sehen Sie die Matten daher nicht als Allheilmittel, sondern eher als ergänzende Möglichkeit. Und wählen Sie die Matratze individuell für den Pflegebedürftigen aus.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.