Spielen, Bewegen, Werken, Musizieren – demenziell erkrankte Personen brauchen Beschäftigung. Dies gehört zu den natürlichen Bedürfnissen des Menschen. In unserem Ratgeber lesen Sie anregende Ideen zur Beschäftigung von Demenzkranken und was Sie bei diesen beachten sollten.
Beschäftigung ist das A und O
Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Beschäftigung – seien es berufliche oder familiäre Aufgaben, Sport, Hobbys oder die Pflege sozialer Kontakte. Das gilt nicht weniger für demenzkranke Menschen. Allerdings sind diese häufig nicht mehr in der Lage, sich selbst zu beschäftigen. Wenn keine Beschäftigungsangebote an sie herangetragen werden, nehmen auch die Fähigkeiten ab, die ihnen noch geblieben sind. Dies kann dazu führen, dass sie sich einsam, nutzlos und unsicher fühlen.
Aus diesen Gründen ist die Beschäftigung demenzkranker Personen äußerst wichtig. Sie brauchen Anregung und Aktivierung, um besser mit der Krankheit umgehen zu können. Beschäftigungsangebote geben dem Tag eine Struktur und Abwechslung. Sie sorgen für gute Laune und Lebensfreude. Zudem reaktivieren sie vertraute Handlungen und tragen dazu bei, noch vorhandene Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Außerdem kann der Demenzkranke kleine Erfolge feiern. Er wird daran erinnert, noch etwas zu können uns etwas Wert zu sein. Das stärkt das Selbstvertrauen ungemein. Darüber hinaus schützt Beschäftigung vor Einsamkeit: Durch die soziale Interaktion fühlt sich der Betroffene zugehörig.
Kein Patentrezept: Auswahl der Beschäftigung
Nicht alle Beschäftigungen eignen sich für jeden Demenzpatienten. Gehen Sie bei der Gestaltung von Beschäftigungsmöglichkeiten individuell und behutsam vor. Beachten Sie das Stadium der Demenz und richten Sie die Aktivität auf die Fähigkeiten des Demenzkranken aus. Orientieren Sie sich an der Biografie des Betroffenen und berücksichtigen Sie persönliche Vorlieben und Abneigungen. Allerdings können sich diese im Verlauf der Erkrankung auch ändern. Daher sollten Sie es akzeptieren, wenn der Erkrankte eine Beschäftigung ablehnt, der er sonst immer gern nachgegangen ist. Respektieren Sie auch, wenn der Betroffene gar nicht beschäftigt werden möchte, sondern Ihnen vielleicht einfach nur zuschaut, wie Sie etwas erledigen oder ihm etwas vorlesen.
Vor allen Dingen sollten Sie Ihr Gegenüber aber nicht überfordern. Je fortgeschrittener die Demenz ist, desto sensibler müssen Sie auf die Einschränkungen eingehen. So können Gedächtnisspiele, die bei einer leichten Demenz durchaus sinnvoll sind und Spaß machen, bei Menschen mit einer mittelschweren Demenz zu erheblicher Unsicherheit führen. Das Versagen führt beim Betroffenen zu großer Enttäuschung, Scham und Rückzug. Suchen Sie also eine Beschäftigung aus, die mit Garantie zum Erfolg führt. Passen Sie die Dauer der Beschäftigung außerdem der begrenzten Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne des Erkrankten an. Gönnen Sie ihm auch Ruhepausen.
Menschen mit Demenz bei Aktivitäten begleiten
Welche Beschäftigung Sie auch ausgesucht haben, versuchen Sie den Betroffenen von Anfang an miteinzubeziehen, z.B. indem Sie ihm etwas in die Hand geben, eine Farbe aussuchen lassen, durch das Gespräch einbeziehen oder seine Idee mit aufnehmen. Motivieren Sie ihn zu einer Aktivität, indem Sie um seine Mithilfe bitten. Machen Sie die Tätigkeit vor und leiten Sie ihn bei Bedarf behutsam an.
Haben Sie Geduld mit dem Betroffenen und passen Sie sich seinem Tempo an. Nicht auf Anhieb wird er alles richtig machen. Geben Sie ihm Zeit, es noch einmal zu versuchen. Aber bestehen Sie auch nicht krampfhaft auf eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen. Erkennen Sie Leistungen mit entsprechendem Lob an.
Ideen für die Demenzbeschäftigung
Im Umgang mit Demenzkranken gibt es unzählige Möglichkeiten der Beschäftigung, ob in der Gruppe, zu zweit oder alleine. Wir haben einige Ideen zusammengestellt.
Alltagsnahe und lebenspraktische Tätigkeiten:
- Vertraute hauswirtschaftliche Tätigkeiten, z.B. Kochen, Backen, Wäsche zusammenlegen (Socken-Memory), Gartenarbeiten usw.
- „Bürotätigkeiten“, z.B. Papier lochen und sortieren lassen
- Handwerkliche Tätigkeiten, z.B. Arbeiten mit Holz, Umgang mit Werkzeug, Werkzeugkasten sortieren usw.
Bewegung:
- Spaziergänge, z.B. Aktivierung Demenzkranker durch Vogelbeobachtung
- Bewegungsspiele, z.B. Kegelspiel, Ringwurf, Ballspiele (auch Spiele am Tisch möglich)
- Sitzgymnastik mit Hintergrundmusik, ggf. mit verschiedenen Materialien (Bälle, Chiffontücher, usw.)
- Tanzen, z.B. Standardtänze
- Wassergymnastik
Spiele:
- Einfache Puzzles
- Gesellschaftsspiele, Würfelspiele, Kartenspiele (auch Spezialanfertigungen für Demenzkranke erhältlich)
- Gedächtnisspiele wie z.B. Memory, Stadt-Land-Fluss usw.
Basteln & Kreatives:
- Arbeiten mit Wolle oder Stoff, z.B. Zöpfe aus Wolle flechten
- Saisonale Bastelarbeiten, z.B. herbstliche oder weihnachtliche Deko
- Malen und Umgang mit Farbe, z.B. Fingerfarben, Klatschbilder, Schablonen drucken usw.
Musik:
- Gemeinsam vertraute Musik anhören
- Bekannte Lieder summen und singen
- Gemeinsamen Musizieren mit einfachen Instrumenten wie Rasseln, Schellen oder Klanghölzern
- Sich gemeinsam zu Stimmungsliedern bewegen (klatschen, schunkeln, tanzen)
Lesen und Vorlesen:
- Gemeinsam in der Zeitung lesen
- Vorlesen fröhlicher Geschichten, Lieblingsbücher aus der Jugend oder Kindheit, Märchen (langsam, deutlich und laut vorlesen, nur kurze Texte oder einzelne Kapitel, keine Kriegsgeschichten, furchterregenden Thriller oder zu viel Fantasy)
- Bekannte Gedichte, Verse, Reime, Sprichwörter oder Psalmen vorlesen, mitsprechen lassen, raten, ergänzen lassen
Sinneserfahrungen
- Tasten: Nesteln an Knöpfen, Stoffen, Kuscheltieren, Fühlketten, Murmeln; Knöpfe sortieren; unterschiedliche Materialien in einer Kiste ertasten lassen; Gegenstände in einem Säckchen mit Kirschkernen, Reis, trockenen Bohnen o.a. fühlen und erraten lassen; Spiele mit Sand
- Riechen: Gewürze, Kaffee oder andere Lebensmittel mit starkem Eigengeruch in Dosen füllen, riechen und erraten lassen; Blumensträuße gestalten und daran schnuppern lassen; Kräutergarten anlegen
- Hören: Lieder anspielen oder summen und erraten lassen, „Hör-Memory“, CD mit Melodien, Geräuschen und Vogelstimmen zum Erkennen, usw.
- Sehen: Ratebilder, z.B. Makrobilder oder Bilder, die nach und nach aufgedeckt werden, usw.
Erinnerungspflege
- Eine Erinnerungskiste mit persönlichen Gegenständen anlegen
- Gemeinsam Fotoalben anschauen
- Erinnerungsalbum/Lebensbuch basteln und ansehen
- Gegenstände aus früherer Zeit mitbringen und ein Gespräch darüber anregen
In unserem Ratgeber erhalten Sie weitere nützliche Tipps zur Aktivierung bei einer Demenzerkrankung. Dort lesen Sie auch alles zum Austausch und zur Hilfe von pflegenden Angehörigen von Demenzkranken.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider war für mich kein Tipp dabei, welche Tätigkeit mein Mann noch ausführen könnte.
Seit es wieder Walnüsse zu kaufen gibt, lasse ich ihn diese knacken, dabei Strauß Melodien
und er beschäftigt sich 1-2 Stunden damit, pfeift und ist gut gelaunt.
Zur Tagespflege bringe ich jetzt einen Beutel Walnüsse mit und sie sind begeistert,
wie gut es klappt , ansonsten ist fast 1: 1 Aufmerksamkeit nötig