Bei Menschen mit Demenz schreitet der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses stetig voran. Verschiedene Gedächtnistrainings sollen dabei helfen, die Leistungsfähigkeit Demenzkranker möglichst lange zu erhalten. Wir stellen Ihnen einige Varianten vor, die Sie mit wenig Aufwand umsetzen können. Wichtig ist beim Gedächtnistraining mit dementiell erkrankten Menschen, dass sie Gefallen daran finden. Daher gilt es zunächst die Vorlieben des Betroffenen herauszufinden.
Problematisches Training: Das Kurzzeitgedächtnis bei Demenzkranken
Durch die Krankheit können Betroffene sich immer weniger merken. Daher ist es problematisch das Gedächtnis aufzubauen und es zu verbessern. Ein Gedächtnistraining, das hier ansetzt, wird kaum Erfolge erzielen. Aus einer Zeitung vorzulesen und anschließend die Inhalte abzufragen ist für Demenzkranke ungeeignet. Denn abhängig vom Stadium der Erkrankung kann das Kurzzeitgedächtnis bereits so stark angegriffen sein, dass sich Ihr Angehöriger das Vorgelesene nicht mehr einprägen kann. Ein Nachfragen würde Druck auslösen. Kann der Demenzkranke die Fragen nicht beantworten, fühlt er wahrscheinlich Enttäuschung und Frustration.
Natürlich ist der Akt des Vorlesens dennoch eine schöne Beschäftigung und trägt zum gemeinsamen Erleben bei. Sie können die Inhalte als Ausgangspunkt nutzen und gemeinsam über das Gelesene sprechen.
So aktivieren Sie das Gedächtnis demenziell Erkrankter
Achten Sie bei den gewählten Übungen darauf, dass sie dem Betroffenen Spaß machen und er Erfolgserlebnisse erlebt. Ideal sind Übungen, bei denen die Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis aktiviert werden. Kann sich der Betroffene erinnern, stärkt dies das Selbstwertgefühl.
Erinnerungen sind im Gehirn stark mit Sinneswahrnehmungen verknüpft. So können beispielsweise Geräusche oder Gerüche eine lang verschollene Erinnerung an eine Begebenheit aus der Kindheit wecken. Nutzen Sie dies und sprechen Sie verschiedene Sinneskanäle Ihres Pflegebedürftigen an. Versuchen Sie das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Fühlen zu integrieren. Mittels dieser Anreize rufen Sie Erlebnisse aus dem Langzeitgedächtnis hervor.
Auch mit Bewegung können Sie das Gedächtnis anregen. Stellen Sie sich gemeinsam vor, Sie würden eine Radtour unternehmen. Während Sie am Tisch sitzen, ahmen Sie die entsprechenden Bewegungen nach: mit den Beinen treten, Arme zum Lenker ausstrecken und lenken. Auch imaginäres Klavierspiel ist möglich, um für das Bewegen der Fingergelenke zu sorgen.
Erinnerungspflege und Gedächtnistraining bei Demenz
Bei vielen Demenzkranken wird die Erinnerungspflege eingesetzt. Thematisieren Sie die Beziehung Ihres Angehörigen mit ihm liebgewonnenen Menschen. Oder erinnern Sie ihn an lebensgeschichtliche Ereignisse. Oft steigert das Erinnern das Wohlbefinden der Betroffenen. Außerdem fühlen sich Demenzkranke dann wieder stärker in ihrer Identität verankert. Stellen Sie konkrete Fragen zu Kindheit oder Jugend. Erfragen Sie auch zeitgeschichtliche Ereignisse aus diesen Lebensphasen. Motivieren Sie den Betroffenen sich an Erlebnisse zu erinnern und Geschichten von früher zu erzählen.
Hilfreich ist hierfür ein Fotoalbum. Indem Sie die Bilder gemeinsam anschauen und über diese reden, sprechen Sie verschiedene Sinne an. Dies fördert das Nachempfinden der Ereignisse.
Tipp: Gestalten Sie ein Fotoalbum. Verwenden Sie Fotos aus verschiedenen Lebensabschnitten Ihres Angehörigen. Schreiben Sie erklärende Texte unter die Bilder und lesen Sie diese Ihrem Angehörigen vor. Regen Sie den Demenzkranken dazu an, die Geschehnisse der Bilder mit eigenen Erinnerungen zu ergänzen.
Gedächtnistraining mittels bekannter Sprichwörter und Redewendungen
„Der frühe Vogel…“, „Morgenstund hat…“ oder „Was Hänschen nicht lernt…“: Sicher denken Sie beim Lesen gleich an das Ende der Sprichwörter. Denn Sprichwörter und Redewendungen sind seit der Kindheit bekannt und im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Suchen Sie sich verschiedene Sprichwörter heraus und bitten Sie Ihren Angehörigen, diese zu ergänzen.
Nutzen Sie die Sprichwörter als Ausgangspunkt für Gespräche über konkrete Episoden im Leben des Demenzkranken. Hat er die Redewendungen verinnerlicht? In welchen Situationen sind sie ihm begegnet? Vielleicht erinnern ihn die Worte an bestimmte Situationen oder Personen.
Gedichte und Liedtexte sind ebenfalls für diese Art des Gedächtnistrainings geeignet. Oft sind Dinge, die in der Schule auswendig gelernt wurden, noch erstaunlich gut im Gedächtnis gespeichert.
Gedächtnistraining mit dem Alphabet
Gehen Sie mit Ihrem Demenzkranken das Alphabet durch und nennen Sie abwechselnd Worte zum jeweiligen Buchstaben. Sie können auch ein Thema vorgeben, etwa „Möbel“: A wie Anrichte, B wie Bett und so weiter. Bringt Ihr Patient die Reihenfolge durcheinander, korrigieren Sie ihn nicht, sondern machen Sie einfach mit dem nächsten Buchstaben weiter – er sollte nicht den Spaß am Gedächtnistraining verlieren.
Gedächtnistraining mit Zahlen
Fragen Sie den dementiell Erkrankten, welche Worte ihm einfallen, in denen Zahlen vorkommen. Sie können gemeinsam sammeln, indem Sie sich miteinander abwechseln. Beispiele: Einmaleins, neunmalklug, Vierbeiner und Einspänner. Möglicherweise ergibt sich aus dem gefundenen Wort ein Gespräch, wenn man nach dem Vierbeiner fragt, den er als Kind hatte.
Computergestütztes Gehirntraining bei Demenz
Bereits ab dem 25. Lebensjahr sinkt die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Die grauen Zellen benötigen stets Bewegung und Beschäftigung. Denn wie alle Körperfunktionen muss das Gehirn gefordert werden, um leistungsfähig zu bleiben. Als Training bietet das Demenz-Portal verschiedene Übungen für ein fittes Gedächtnis an.
Hinweis: Demenz ist nicht gleich Demenz! In unserem Blogartikel „Demenzformen im Überblick“ stellen wir Ihnen die häufigsten Demenzarten vor. Weitere Beschäftigungsangebote sowie hilfreiche Tipps für die Pflege von Demenzkranken finden Sie in unserem Ratgeber-Bereich.