In Deutschland wächst die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nimmt hingegen ab. Kann die Digitalisierung Pflegende unterstützen und so den wachsenden Herausforderungen in der Pflege entgegenwirken? In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um Hintergründe, Chancen und Risiken von Digitalisierung in der Pflege.
Rahmenbedingungen: Demografischer Wandel und Fachkräftemangel
Der Effizienzdruck ist aufgrund von mangelnden Zeitressourcen – nicht zuletzt wegen eines zunehmenden Fachkräftemangels in Pflegeberufen – für viele Pflegende bereits heute zu spüren. Der demografische Wandel trägt zusätzlich dazu bei, dass sich der Fachkräftemangel in der Pflege weiterhin verschärft.
Pflegeberufe sind in der Regel körperlich und manchmal auch psychisch belastend, weshalb der Druck für die Mitarbeitenden bei Personalmangel stark steigt. Viele Pflegekräfte wünschen sich mehr Zeit und Ruhe, um besser auf die individuellen Bedürfnisse der Betreuten eingehen zu können. Die Einführung von neuen Technologien bedeutet für viele Arbeitgeber und -nehmer in einer solch angespannten Situation häufig zusätzliche Mühe. Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz von digitalen Technologien in der Pflege ist deshalb eine optimale Abstimmung auf ihre Nutzer. Weiterbildungen zur Medienkompetenz der Pflegenden sind dahingehend ebenfalls sinnvoll. Zudem sollte der nachhaltige Nutzen der Technologien vorab geprüft werden, sodass die Vorgänge im Pflegebetrieb nicht zusätzlich verkompliziert werden.
Nur unter diesen Voraussetzungen kann es gelingen, Pflege durch Technik effizienter zu gestalten. So können Zeit- und Personalressourcen gewonnen werden, welche die Lebensqualität von Pflegenden und Pflegebedürftigen verbessern können.
Die Chancen der Digitalisierung
Digitale Technologien sollen den Alltag pflegebedürftiger Menschen verbessern, damit diese selbstbestimmt und sicher versorgt leben können. Auch die Arbeit der Pflegenden soll dadurch erleichtert werden. Dies gilt sowohl für pflegende Angehörige als auch professionell Pflegende. Vorausgesetzt, die Technologien werden von den Nutzern akzeptiert. Außerdem muss das Pflegepersonal die Technik als hilfreich für den Pflegealltag ansehen.
Digitale und technische Anwendungen sollen bei Routinetätigkeiten assistieren. Beispielsweise, indem sie bei körperlich anstrengenden Verrichtungen unterstützen. Obendrein soll die Technik Monitoring-Funktionen in der Pflege übernehmen. Durch die konstante Datensammlung und Auswertung ist eine Prävention möglich. Somit wäre die Patientensicherheit optimal gewährleistet.
Digitale Technologien für die Pflege auf einen Blick
Bisher ist die Nutzung digitaler Anwendungen im Pflegealltag nicht einheitlich geregelt. In einigen Pflegeeinrichtungen, ambulanten Pflegediensten oder Krankenhäusern werden bereits digitale Lösungen eingesetzt. Jedoch stehen andere Einrichtungen hier noch am Anfang.
Die Möglichkeiten, den Pflegealltag durch digitale Technologien zu ergänzen, sind vielfältig. Beliebte Anwendungsbereiche sind zum Beispiel:
- elektronische Patientenakte und digitale Pflegedokumentation
- vernetzte Tourenplanung
- Leistungsabrechnung
- digitale Hilfs- und Monitoringsysteme
- Service-, Transport- und Therapieroboter
Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege
Damit digitale Technologien auch tatsächlich eine Erleichterung im Pflegealltag bringen, müssen diese alltagstauglich sein und verlässlich funktionieren. Zudem müssen sie verschiedenen ethischen sowie rechtlichen Anforderungen entsprechen. Dies ist besonders für die Datensicherheit sowie die Selbstbestimmung notwendig. Laut EU-Datenschutz-Grundverordnung gehören gesundheitsbezogene Daten zu den besonderen personenbezogenen Daten. Ein verschärfter Schutz dieser ist demnach unbedingt einzuhalten.
Die erfolgreiche Einführung von digitalen Technologien ist außerdem mit zusätzlichem Aufwand für Arbeitgeber und Arbeitnehmer verbunden. Manche digitalen Technologien können auch im direkten Kontakt zu Pflegebedürftigen genutzt werden. In diesem Fall müssen diese ebenfalls ausführlich an die neue Technologie herangeführt werden. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da ältere Menschen neuen Technologien möglicherweise etwas mehr Skepsis entgegenbringen.
Die Integration neuer Technologien in den Pflegealltag kann zunächst herausfordernd sein. Ist diese jedoch erst einmal erfolgreich gemeistert, können sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige von den digitalen Möglichkeiten profitieren. So kann die Digitalisierung einen positiven Einfluss auf den Pflegealltag haben und die Qualität der Versorgung steigern.