Gewaltfreie Kommunikation in der Pflege

Im Pflegealltag kann es schnell zu stressigen Situationen kommen, in denen die richtige Kommunikation besonders wichtig ist. Egal ob zwischen Pflegendem und dem Patienten oder innerhalb des Pflegeteams: Wer sich wenig Zeit nimmt, zu kommunizieren und nicht auf seinen Ton achtet, provoziert schnell unangenehme Situationen und Konflikte. Das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation kann die Zusammenarbeit im Pflegealltag erleichtern.

Ist es immer gleich Gewalt?

„Gewaltfrei“ klingt für viele zunächst sehr hart: Nur weil nicht optimal kommuniziert wurde, ist doch nicht sofort Gewalt die Konsequenz! Dabei ist Gewalt in der Pflege leider ein reales Problem. Zwischen Stress, Druck und körperlicher Arbeit gehen die Bedürfnisse des Einzelnen schnell unter. Sich aufstauende Aggression und Frustration können dazu führen, dass Situationen ungewollt eskalieren. Gewalt kann dabei in verschiedenen Formen auftreten: Sei es körperliche und psychische Gewalt, Vernachlässigung, finanzielle Ausnutzung oder intimer Übergriff – All diese Varianten können körperliche und seelische Folgen für die Konfliktparteien haben. Umso wichtiger ist es, die Grundlagen gewaltfreier Kommunikation zu kennen und zu verstehen.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation wurde vom Psychologen Dr. Marshall Rosenberg entwickelt. Sein Ziel war es, in Situationen mit Konfliktpotenzial die Grundlage für ein sachliches und offenes Gespräch zu schaffen. Rosenberg entwickelte einen Leitfaden mit vier Schritten:

  1. Ohne Interpretation oder Wertung wiedergeben, welche Handlung einen persönlich stört. Die persönliche Wahrnehmung sollte dargestellt werden.
    Beispiel: „Wenn ich höre, dass…“
  2. Wiedergeben, wie man sich persönlich dabei fühlt. Dabei sollte man Neutralität wahren und niemandem die direkte oder indirekte Schuld zuweisen.
    Beispiel: „…dann bin ich etwas genervt…“ (NICHT: „Du nervst mich…“)
  3. Klären, um welches Bedürfnis es einem persönlich in erster Linie geht. Klarstellen, was durch die Handlung des Gegenübers nicht erfüllt wird.
    Beispiel: „…weil ich Ruhe brauche, um konzentriert zu arbeiten.“
  4. Aus den drei vorherigen Schritten eine Bitte an den Gesprächspartner formulieren. Diese sollte realistisch sein und in positiver Handlungssprache formuliert werden.
    Beispiel: „Kannst du mit xy bitte noch eine halbe Stunde warten?“

Neben diesen vier Schritten, die in einer Konfliktsituation Anwendung finden können, ist es auch hilfreich, vorausschauend zu kommunizieren. Je besser man die andere Person mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Eigenschaften kennt, desto leichter fällt es einem sich in die Person hineinzuversetzen. Gleichzeitig hilft es, bei Aggression und Beleidigungen Distanz zu wahren: Man weiß, dass es der Gesprächspartner nicht persönlich meint. Vor allem im Umgang mit dementen Menschen ist es ratsam, nach den Gefühlen des Patienten zu fragen, um eine engere Verbindung und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Ängste, Scham- und Schuldgefühle sollten dank einer guten Vertrauenskultur kommuniziert und abgelegt werden können.

Photo by National Cancer Institute on Unsplash

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