Dass Lesen geistig fit hält und uns auch dann an neue Orte führen kann, wenn unser körperlicher Zustand lange Reisen nicht mehr erlaubt, wissen wir alle. Aber wer hätte gedacht, dass Lektüre nicht nur für mehr Lebensqualität, sondern tatsächlich für ein längeres Leben sorgt? Eine Studie aus den USA gibt jetzt Hinweise darauf, dass Bücherwürmer länger leben als ihre nicht-lesenden Altersgenossen.
Wie die Forscher auf die Idee gekommen sind, den Zusammenhang zwischen der Lektüre von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften und der Lebenserwartung zu erforschen, ist der Studie leider nicht zu entnehmen. Fakt ist: Im Jahr 2016 fand ein Team von Wissenschaftlern der Yale Universtiy School of Public Health in New Haven heraus, dass Menschen, die täglich lesen, eine signifikant verminderte Sterblichkeit gegenüber denen aufweisen, die nicht lesen.
23 Monate länger leben
Die Forscher befragten für ihre Studie 3635 ältere Menschen, die an der sogenannten Health and Retirement Study teilnehmen, einer US-amerikanischen Langzeitstudie zum Leben von älteren Erwachsenen. Sie erkundigten sich nach dem Leseverhalten der Teilnehmer – also, wie oft und wie lang sie ihre Nase in Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften steckten. Da die Studie über 12 Jahre geführt wurde und eine große Anzahl von Befragten aufweist, sind die Ergebnisse recht belastbar. Und es kam Überraschendes dabei heraus. Die „Vielleser“ unter den Studienteilnehmern wiesen ein 20 % geringeres Sterberisiko gegenüber den wenig oder nicht lesenden Befragten auf. Bei einer Studienlaufzeit von 12 Jahren bedeutet dies eine 23 Monate längere Lebenszeit!
Lesen, um zu leben
Dieses Ergebnis verwundert – und legt die Erklärung nahe, dass Menschen, die viel lesen, eventuell insgesamt gesundheitsbewusster leben oder dass nur die jüngeren unter den Befragten häufiger zum Buch greifen.
Doch die Forscher haben diese moderierenden Faktoren bereits aus dem Ergebnis herausgerechnet. Sie berücksichtigten unter anderem Alter und Geschlecht, außerdem Bildungsstand, Erkrankungen, die Selbsteinschätzung der eigenen Gesundheit, das Einkommen, den Familienstand und das eventuelle Bestehen einer Depression. All diese Faktoren, die das Leseverhalten beeinflussen können, wurden mit statistischen Verfahren nivelliert. Es scheint also wirklich so zu sein, dass das Lesen von Büchern das Leben verlängern kann.
Täglich eine halbe Stunde lesen!
Somit heißt es wohl: Ran an die Schmöker! Bereits eine halbe Stunde Lesen pro Tag zeigt eine Auswirkung auf die Lebenserwartung, wobei die Buchlektüre einen stärkeren Effekt hat als das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften. Interessant wäre noch, zu erfahren, ob es auch zwischen den Literaturgenres einen Unterschied gibt. Hat ein Krimi denselben Effekt wie ein Liebesroman, bewirkt der Ratgeber das gleiche wie ein Gedichtband? Ob die Wissenschaftler in dieser Richtung weitere Forschungen anstellen wollen, konnten wir leider nicht herausfinden.
Aber was könnte man als nächstes lesen? Vielleicht hilft Ihnen unser Lektüretipp weiter: In „Der alte König in seinem Exil“ erzählt Arno Geiger von der Demenzerkrankung seines Vaters. Ein sehr berührendes, aber auch herzzerreißend komisches Buch.