Ernährung ist heutzutage nicht mehr bloße Energiezufuhr, sondern eine echte Glaubensfrage – und ein riesiger Markt. Kein Wunder also, dass es in Drogerien und Apotheken von Nahrungsergänzungsmitteln für jegliche Zielgruppen nur so wimmelt. Wie sinnvoll sind solche Mittel, die speziell für Seniorinnen und Senioren angeboten werden – und was gilt es zu beachten?
In Apotheken, Drogerien und Supermärkten lachen uns die Gesichter aktiver, weißhaariger Frauen und Männer auf allen möglichen Verpackungen entgegen. Die Botschaft ist klar: Der ältere Mensch braucht dieses Produkt, um aktiv, gesund und fröhlich zu sein. Doch was ist dran an dieser Marketingmasche und wie kann man herausfinden, welche Produkte wirklich sinnvoll eingesetzt werden können?
Definitionssache
Zunächst einmal muss man zwischen Nahrungsergänzungsmitteln, angereicherten Nahrungsmitteln und angereicherten Medikamenten unterscheiden. Nahrungsergänzungsmittel sind frei verkäufliche Präparate, die die gezielte Aufnahme bestimmter Nährstoffe zusätzlich zu Nahrungsmitteln ermöglichen. Angereicherte Nahrungsmittel sind z.B. ACE-Säfte, denen zusätzlich zum natürlichen Vitamingehalt Vitamine oder Mineralstoffe zugesetzt wurden. Angereicherte Medikamente enthalten wiederum zusätzlich zum eigentlichen Wirkstoff, zum Beispiel einem Analgetikum, bestimmte Nährstoffe, die die Genesung unterstützen sollen.
Nährstoffbedarf bleibt
Viele Ältere beobachten, dass ihr Hunger und Appetit abnimmt: Dies liegt oft daran, dass der Energiebedarf im Alter sinkt. Seniorinnen und Senioren verspüren weniger Hunger, weil sie weniger Kalorien verbrauchen. Der Grundumsatz an Kalorien, also der Energiebedarf ohne körperliche Aktivität, verringert sich mit dem Alter. Außerdem sind viele Ältere nur noch eingeschränkt mobil und setzen deshalb weniger Energie um. Das Dilemma: Bei niedrigerem Energiebedarf bleibt der Bedarf an Mineralien und Vitaminen gleich. Mit weniger Nahrung muss also der gleiche Nährstoffbedarf gedeckt werden – kann dies ohne Nahrungsergänzungsmittel gelingen?
Ausgewogen und gesund ernähren
In den meisten Fällen gelingt die Deckung des Nährstoffbedarfs durch die Nahrung ohne Probleme. Wichtig ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung, die viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte enthält. Ältere müssen außerdem besonders darauf achten, dass sie genügend trinken, da mit dem Hunger oft auch der Durst verschwindet.
Kritische Nährstoffe
Einige Nährstoffe sind jedoch für Seniorinnen und Senioren besonders kritisch, etwa weil für sie ein erhöhter Bedarf besteht oder die Aufnahmefähigkeit des Körpers für diese Stoffe sinkt. Wenn Sie bei sich oder einem Angehörigen den Mangel eines solchen Nährstoffs vermuten, sollten Sie den behandelnden Arzt um die Überprüfung der Blutwerte bitten. Die „kritischen“ Nährstoffe für ältere Menschen sind:
- Vitamin C: Teilweise ist der Bedarf an Vitamin C im Alter erhöht. Mehrere Portionen Obst und Gemüse täglich schaffen hier Abhilfe.
- Vitamin B6: Der Körper älterer Menschen ist nicht mehr so gut in der Lage, Vitamin B6 aus der Nahrung aufzunehmen. Das lebenswichtige Vitamin ist vor allem in Vollkornprodukten, Fleisch, Fisch und Nüssen enthalten.
- Calcium: Wichtig für die Knochengesundheit, doch bei Älteren kann die sich die Aufnahmefähigkeit verschlechtern. Wer regelmäßig Milchprodukte isst oder trinkt und auf kalziumreiches Mineralwasser zurückgreift, kann einem Mangel vorbeugen.
- Folsäure: Für Ältere besonders bedeutsam und vor allem in grünen Gemüsesorten, Orangen, Tomaten und Vollkornprodukten enthalten.
- Vitamin D: Wird vom Körper bei Sonneneinstrahlung auf die Haut gebildet. Dieser Vorgang der Hautsynthese funktioniert im Alter nur noch eingeschränkt, und wer weniger mobil ist, geht vor allem im Winter seltener nach draußen. Zudem ist Vitamin D in der Nahrung nur in fettem Fisch und Eigelb zu finden. Für in ihrer Mobilität eingeschränkte Seniorinnen und Senioren, die sich selten an der frischen Luft aufhalten, kann der Einsatz von einem Vitamin D-Präparat deshalb sinnvoll sein.
Halten wir also fest: Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist im Alter umso wichtiger, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Auf Nahrungsergänzungsmitteln kann in den meisten Fällen verzichtet werden – gegebenenfalls kann ein Arzt einen Mangel feststellen und geeignete Präparate empfehlen oder verschreiben.