Seit Jahren fordern Pflegekräfte in Deutschland mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. Durch die Corona-Krise und die Pflegeprämie für Pflegekräfte könnte dieser Wunsch zumindest kurzfristig wahr werden. Wir schauen uns an, wie sich die Corona-Krise auf den Stellenwert der Pflege auswirkt.
Pflegeprämie beschlossen
Mitte Mai beschlossen Bundestag und Bundesrat die Bonuszahlungen. Nach einer wochenlang andauernden Debatte über die Frage der Kostenübernahme sollen (Alten-)pfleger nun eine einmalige, steuerfreie Prämie von bis zu 1.000 Euro erhalten. Rund eine Milliarde Euro soll die Pflegeversicherung hierfür ausschütten. Die Prämie wird jedoch gestaffelt ausgezahlt. So erhalten Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten, weniger. Frühestens im Juli soll das Geld auf dem Konto der Pfleger und Pflegerinnen sein.
Abweichende Corona-Pflegeprämien in den Bundesländern
Eingangs war von 1.500 Euro pro Beschäftigten die Rede. Daher appellierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die Bundesländer die Prämie für Pflegekräfte mit eigenen Finanzmitteln aufzustocken. Eine bundesweite Regelung gibt es nicht – die Bundesländer entscheiden individuell. Trotzdem scheint der Apell zu fruchten. Die meisten Landesregierungen haben die Übernahme eines zusätzlichen Anteils von 500 Euro bereits beschlossen oder bereiten diese vor. Dennoch ist die Situation je nach Bundesland unterschiedlich. So gehen Berlin und Bayern einen eigenen Weg. Sie finanzieren eine eigene Prämie aus ihren Etats.
Spahn zielte darauf ab, dass sich die Länder und die Arbeitgeber den Zusatzbetrag von 500 Euro teilen. Die Wohlfahrtsbranche reagierte jedoch mit heftigem Widerstand. Der Grund hierfür seien fehlende Rücklagen, um sich an der Prämie zu beteiligen.
Pflegebonus unzureichend für eine Aufwertung der Pflege
Angelika Kruse vom Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft schätzt den Pflegebonus als „völlig unzureichend und ungenügend“ ein. Gemessen an der Leistung in der Altenpflege, besonders unter der schweren Belastung in der Corona-Krise hätte die Wertschätzung deutlich höher ausfallen müssen.
In den vergangenen Wochen sind viele Mitarbeiter bis an ihr Limit und über ihre Belastungsgrenze hinausgegangen. Außerdem ist die Einkommenssituation in der Pflege miserabel. Dies ist unter anderem Ursache für den extremen Personalmangel und die daraus entstehende Überarbeitung der Pfleger und Pflegerinnen. So kann eine Einmalzahlung kaum den Kreislauf von schlechter Bezahlung, Fachkräftemangel und unzureichenden Arbeitsbedingungen unterbrechen.
Durch die Corona-Krise wurde jedoch offensichtlich, wie systemrelevant die Pflegearbeit ist. Es bleibt fraglich, ob dieses Wissen und Verständnis auch nach dem Überwinden der Corona-Pandemie im Gedächtnis bleibt. Es geht bei einer Aufwertung der Pflege nicht nur ums Geld. Die Pflege benötigt vielmehr genügend Personal und verlässliche Dienstpläne.