Gibt es einen Zusammenhang zwischen gutem Sehen, gesellschaftlicher Teilhabe und Hirnfunktion? Amerikanische Forscher haben hierzu eine Studie veröffentlicht. Wir haben uns die Ergebnisse angeschaut. Lesen Sie jetzt, wie Sie die Erkenntnisse für sich nutzen.
Hat die Qualität der Sehleistung im Alter eine Auswirkung auf die Hirnleistung? Dieser Frage näherten sich amerikanische Forscher. Die Einsichten aus der Langzeitstudie veröffentlichten sie im renommierten “Journal of the American Medical Association” (JAMA). Grundsätzlich konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen einer nachlassenden Sehkraft und einer abnehmenden Hirnfunktion im Alter aus den Beobachtungen abgeleitet werden.
Wie verlief die Studie?
2.520 Senioren nahmen an der Befragung teil. In einem Fragebogen wurden ihre Sehschärfe und verschiedene geistige Fähigkeiten erfragt und überprüft. Ein sogenannter Mini-Mental-Status-Test (MMST) zeigte, wie sich die Senioren orientieren, rechnen und buchstabieren. Außerdem wurde die Gedächtnisleistung getestet. Um Aussagen über eine Entwicklung treffen zu können, wurde diese Erhebung nach zwei, sechs und acht Jahren wiederholt.
Was ergab die Langzeitstudie?
Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei den Senioren mit eingeschränkter Sehleistung sowohl die Sehschärfe als auch die Gehirnleistung nachließen. Nun vermuten die Forscher einen Zusammenhang. Wobei sie davon ausgehen, dass sich die Sehschärfe hierbei auf die geistige Fitness auswirkt. Kurz: Sinkt die Sehleistung, nehmen die Senioren weniger an sozialen Ereignissen teil und ziehen sich eher in ihr Privatleben zurück. Die Teilnehmer isolierten sich. Gemeinsam mit dieser Entwicklung nahm auch die Hirnfunktion ab.
Wie wichtig ist gutes Sehen für ein soziales Miteinander älterer Menschen?
Gutes Sehen verhindert nicht nur Unfälle, sondern ist maßgeblich dafür, wie aktiv ältere Menschen ihr Leben gestalten: Das beginnt beim Ausüben geliebter Hobbys, geht über eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie den Besuch kultureller Veranstaltungen bis hin zur Pflege von Kontakten. Während sich Menschen mit guter Sehleistung sicherer in ihrer Umgebung fühlen, isolieren sich Menschen mit einer stark verringerten Sehstärke. Grund hierfür ist oft ein unsicheres Gefühl, wenn die Betroffenen ihre Umgebung nicht mehr gut erkennen. Eine weitere Hemmschwelle ist sicher die Angst vor Stürzen, die in einem höheren Alter meist einen langwierigen Heilungsprozess nach sich ziehen.
Wie bleibt das Gehirn aber fit?
Indem es gefordert und gefördert wird. Lesen Sie, informieren Sie sich über Dinge, die Sie spannend finden und nehmen Sie an gesellschaftlichen Ereignissen teil. Das kann ein Plausch mit dem Nachbarn, eine Selbsthilfegruppe oder der Besuch eines Museums sein. Nehmen Sie eine Sehverschlechterung nicht als unabdingbare Alterserscheinung hin, sondern gleichen Sie diese beispielsweise mit einer Sehhilfe aus. Damit Sie sich oder Ihrem Angehörigen ein mobiles und selbstständiges Leben ermöglichen.
Mit wenigen Punkten wahren Sie Ihr gutes Sehen auch im Alter
Sie müssen eine nachlassende Sehstärke nicht einfach hinnehmen. Mit einigen Tipps erhalten Sie Ihre Sehstärke bestmöglich und nehmen aktiv am Leben teil.
Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig kontrollieren
Ab dem 40. Lebensjahr sollten Sie jährlich Ihre Augenwerte von einem Facharzt oder Augenoptiker untersuchen lassen. Hierbei wird nicht nur Ihre Dioptrie überprüft, sondern Auffälligkeiten oder gar Augenerkrankungen erkannt. Je früher Änderungen festgestellt werden, desto wirksamer können diese behandelt werden.
Tipp: Bei Ihrem Facharzt werden Termine nur nach langen Wartezeiten vergeben? Dann suchen Sie sich einen Optiker für die Erstuntersuchung. Während des Screenings kann dieser Auffälligkeiten am Auge feststellen und Sie bei Bedarf an einen Augenarzt verweisen. Einige Optiker bieten auch Untersuchungen zu Hause an – falls Ihr Angehöriger körperlich eingeschränkt ist.
Mit gesunder Ernährung das Gehirn fit halten
Kann Essen Fitness fürs Gehirn sein? Ja, sogenanntes „functional food“ wirkt wie Jogging auf die Denkleistung. Besonders gut sind Kokosöl, Ginkgo biloba oder Moringa olifera (Meerrettichbaum). Ansonsten sollte es bunt auf dem Teller sein: mit abwechslungsreichen Gerichten, viel frischem Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Fisch und relativ wenig Getreideprodukten. Rotes Fleisch, wie Rind oder Schwein, sollte eher selten aufgetischt werden. Eine weitere gute Energiequelle für das Gehirn ist pflanzliches Öl – tauschen Sie hierfür tierische Fette wie zum Beispiel Butter aus.
Mit Bewegung für geistige Fitness sorgen
Ein aktiver Lebensstil ist die beste Prävention gegen geistigen Abbau. Das regelmäßige körperliche Training muss nicht mal schweißtreibend sein. Ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft sind ausreichend. Wenn Sie sich noch eine Begleitung für eine Unterhaltung mitnehmen, dann trainieren Sie Ihr Gehirn gleich doppelt.
Soziale Kontakte pflegen
Setzen Sie geistige Stimuli, indem Sie mit anderen Menschen in Kontakt treten: reden, diskutieren und informieren Sie sich. Das gelingt im gemeinsamen Sportkurs oder beim Besuch einer Selbsthilfegruppe von Pflegenden. Wenn Sie Ihren Angehörigen aktivieren möchten, dann planen Sie doch einmal einen Ausflug. Im Zoo gibt es immer etwas zu sehen und genügend Anreiz für eine Unterhaltung.
Sehschwächen mit der passenden Sehhilfe ausgleichen
Ob Beruf oder Alltag, es gibt verschiedene Sehhilfen, die Sie unterstützen und so zu einem aktiven Leben beitragen. Mit einer Hand- oder Umhängelupe können Sie oder Ihr Angehöriger auch Hobbys ausüben, die Detailsehen benötigen. Besonders komfortabel sind digitale Sehhilfen, die man gleich einem Smartphone über einen Touchscreen bedient. Viele Modelle sind klein und handlich und sorgen somit auch unterwegs für gutes Sehen.
Damit Sie auch im Alter aktiv am Leben teilhaben und es gestalten können, ist also gutes Sehen wichtig. Sorgen Sie für sich und Ihre Augen und trainieren Sie so Ihre geistige Fitness.