23Ob bei Pflegenden oder Pflegebedürftigen: Schamgefühle kommen in der Pflege recht häufig vor. Damit Scham in der Betreuung nicht die Oberhand gewinnt, ist es wichtig, richtig mit beschämenden Situationen umzugehen. Mit kleinen Tricks und der richtigen Kommunikation sorgen Sie für eine harmonische Pflegesituation auf Augenhöhe.
Warum kommen Schamgefühle vor?
Pflegebedürftige sind mit dem Verlust ihrer Fähigkeiten abhängiger von anderen Personen. Oft sind sie dann von Schamgefühlen betroffen, weil sie es bisher gewohnt waren, unabhängig zu leben. Wenn sie bei alltäglichen Aufgaben unterstützt werden müssen, können sie das Bild, das sie von sich haben und auch zeigen wollen, nicht mehr aufrechterhalten.
Zusätzlich müssen Pflegende bei intimsten Handlungen, wie dem Toilettengang oder beim Waschen Hilfestellungen leisten. Übernehmen Familienangehörige oder Partner die Pflege, braucht es oft eine Weile, bis der Pflegebedürftige die Hilfe zulässt. Er muss erst lernen, die negativen Gefühle nicht zu nah an sich heranzulassen und die Hilfe zu akzeptieren.
Doch nicht nur die Pflegebedürftigen sind von Schamgefühlen betroffen. Auch für Pflegende können Schamgefühle belastend sein. Sie empfinden z. B. Scham, wenn sie sich mit der Pflegesituation überfordert fühlen oder mit intimen Situationen konfrontiert werden.
Schamgefühle vermeiden
Sie sollten Belastungen aufgrund von Schamgefühlen möglichst vermeiden, damit die Pflege einfühlsam und respektvoll bleibt. Häufige oder sogar dauerhafte Schamgefühle können sehr belastend sein und seelisch krank machen. Fühlt sich Ihr Angehöriger oft in seiner Würde verletzt, kann er sogar in eine Depression verfallen. Daher ist es wichtig, sich offen auszutauschen. Empfindet sich Ihr Angehöriger als Belastung, fühlt sich hilfsbedürftig oder schuldig, sollten Sie ihm vermitteln, dass Sie ihn so annehmen, wie er ist. Zeigen Sie ihm, dass Sie gerne für Ihn sorgen.
Insbesondere wenn Intimgrenzen überschritten werden, beispielsweise bei der Körperpflege, kann dies unangenehm für den Pflegebedürftigen sein. Finden Sie heraus, wo die Schamgrenzen Ihres Angehörigen liegen und welche Pflegehandlungen ihm unangenehm sind. Probieren Sie aus, was für Sie beide angenehmer ist. Wenn Ihr Angehöriger beispielsweise allein duscht, kann er wahrscheinlich auch die Intimpflege leichter selbst durchführen als am Waschbecken. Es gibt Hilfsmittel, die die selbstständige Körperpflege erleichtern, wie Duschhocker oder Badewannenlifter.
Sollten Sie selbst mit bestimmten Situationen überfordert sein, können Sie speziell für diese Aufgaben einen Pflegedienst engagieren. Generell sollten Sie nicht zulassen, dass Schamgefühle die Beziehung zu Ihrem Angehörigen belasten. Akzeptieren Sie die neuen Gegebenheiten und geben Sie Ihrem Angehörigen ein gutes Gefühl.