Demenzforschung ist ein Feld, an dem sich viele verschiedene Disziplinen beteiligen. Je nach Fokus der Untersuchung arbeiten zum Beispiel Forscher aus der Neurobiologie, Gerontopsychiatrie oder den Pflegewissenschaften daran, endlich etwas mehr Licht in die dunklen Auswüchse der Erkrankung zu bringen und Millionen Menschen weltweit das Leben etwas zu erleichtern. Hier erfahren Sie, woran aktuell unter anderem geforscht wird.
Das Problem der Demenzforschung
Forscher, die sich mit dem Thema Demenz befassen, stehen vor verschiedenartigen Problemen. Zum einen liegt der Ursprung der Erkrankung im Gehirn: Bis sich die ersten Anzeichen der Krankheit bemerkbar machen, können Jahre vergehen. Um die Struktur des Organs und die Auswirkungen der Krankheit sichtbar zu machen, braucht es hochauflösende Bilder und die neueste Technologie. Die Arbeit mit solchen Geräten ist nicht immer für Demenzpatienten geeignet: Die laute Röhre einer Magnetresonanztomografie oder die Elektrodenkappe für eine Elektroenzephalografie können die Erkrankten verwirren und ihnen Angst machen.
Weiterhin spielt die ethische Komponente eine Rolle. Demenzerkrankte sind im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit nicht mehr in der Lage, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, ob sie an einer Forschungsstudie teilnehmen wollen. Für diese Problematik hat das Arzneimittelgesetz von 2016 jedoch eine Regelung geschaffen, nach der auch Forschung an nicht-einwilligungsfähigen Personen auf der Basis einer Patientenverfügung erlaubt sein kann.
Formen der Demenzforschung
Grundsätzlich kann im Feld der Demenzforschung zwischen drei Formen unterschieden werden:
1. Grundlagenforschung
Die Grundlagenforschung findet im Labor statt. Hier werden Wirkmechanismen, Stoffe und Zusammenhänge untersucht, die bei einer Demenzerkrankung eine Rolle spielen können.
2. Klinische Forschung
Im Fokus der klinischen Forschung stehen medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze, die sich für Therapien bei Demenzerkrankten eignen könnten. Forschende betrachten unter anderem die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen von Medikamenten.
3. Versorgungsforschung
Die Versorgungsforschung betrachtet die Lebensweise und Lebensrealität der Betroffenen. Ziel ist es, sowohl die Lebensqualität erkrankter Personen zu erhöhen, als auch Unterstützung für Angehörige zu schaffen.
Aktuelle Forschungen
Im Juni 2021 hat die US-Arzneimittelbehörde das Arzneimittel „Aducanumab“ zugelassen, in das viele Alzheimer-Patienten ihre Hoffnung gesteckt hatten. Von der europäischen Arzneimittelbehörde wurde die Zulassung jedoch verweigert. Der Grund: Die Wirksamkeit sei bisher nicht ausreichend bewiesen worden. Aducanumab enthält einen Wirkstoff, der als Antikörper die Ausbreitung des Amyloid-beta Proteins verhindern soll. Dieser Ansatz wird in zahlreichen verschiedenen Studien verfolgt: Eine Reihe von Wirkstoffen wie BAN2401, Gantenerumab und Oligomannat werden derzeit ebenfalls an Patienten erprobt. Bisher jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Daher werden Zweifel daran laut, ob die Ablagerungen des Amyloid-beta Proteins tatsächlich Ursache der Krankheit sind, oder ob es sich einfach um eine natürlich Alterserscheinung handelt.
Im November 2021 veröffentlichten Wissenschaftler von der Universität Cambridge die Ergebnisse ihrer Forschung, nach denen sich Alzheimer anders ausbreitet als bisher vermutet. Es gibt nicht einen zentralen Ursprung, von dem aus die Krankheit benachbarte Zellen befällt. Die Amyloid-beta Plaques, die für das Zusammenschrumpfen des Gehirns verantwortlich sind, entwickeln sich an verschiedenen Stellen gleichzeitig: Eine Erkenntnis, die für die Suche nach einem Medikament extrem wichtig ist.
Im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung hat das DZNE im November 2021 einen Plan vorgestellt, mit dem in den nächsten Jahren ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut werden soll. Das große Ziel ist es, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und Angehörigen zu verbessern. Das „Translationale Netzwerk für Demenz-Versorgungsforschung“ soll einen intensiven Austausch zwischen Wissenschaft, Versorgungspraxis und Menschen mit Demenz sowie ihren Angehörigen ermöglichen.
Neben diesen genannten Forschungsstudien und Projekten gibt es zahlreiche weitere Ansätze, die verfolgt werden. Initiativen wie die Alzheimer Forschung Initiative (AFI)
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