Ein Unfall, ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt: Nach einer solchen schicksalhaften Wendung im Leben eines Menschen ist in der Regel schnell klar, dass der Betroffene zukünftig im Alltag pflegerische Hilfe in Anspruch nehmen wird. Schwieriger gestaltet sich dieser Schritt bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Die Krankheit entwickelt sich in den meisten Fällen schleichend, von Betroffenen und Außenstehenden zunächst unerkannt. Doch auch hier gibt es ein Angebot, das Erkrankten den Alltag erleichtern kann: Die psychiatrische Pflege.
Die psychiatrische Pflege als Teil der häuslichen Krankenpflege
Eine Sonderform der häuslichen Krankenpflege stellt die ambulante psychiatrische Pflege (APP) dar. Das Ziel ist es, Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung einen dauerhaften Krankenhausaufenthalt zu ersparen und ihnen das Leben in einer vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Gut ausgebildetes psychiatrisches Fachpflegepersonal besucht die Erkrankten regelmäßig zu Hause und hilft ihnen in verschiedenen Bereichen: Die Pflegenden geben Informationen und unterstützen Betroffene bei der Einnahme von Medikamenten, sie helfen in akuten Krisensituationen und erarbeiten mit der erkrankten Person gemeinsam verschiedene Bewältigungsstrategien, die in alltäglichen Situationen Anwendung finden können. Außerdem vermitteln sie Hilfsangebote und unterstützen Betroffene dabei, sich weiterhin sozial zu integrieren. Psychiatrische Krankenpflege soll den Pflegebedürftigen dabei unterstützen, seinen Alltag irgendwann wieder allein zu meistern. Eine ausführliche Übersicht zu möglichen Aufgaben der APP finden Sie auf der Seite der Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege.
Wie häufig und wie intensiv eine Betreuung erfolgt, ist von Patienten zu Patienten unterschiedlich. Manche Menschen brauchen täglich Unterstützung, bei anderen reicht es, wenn eine Fachkraft einmal im Monat vorbeischaut. Die Behandlung ist in der Regel zeitlich begrenzt, und kann je nach Bedarf individuell verlängert und angepasst werden.
Für wen ist die psychiatrische Krankenpflege gedacht?
Menschen, die psychiatrische Krankenpflege in Anspruch nehmen, leiden an verschiedenen Erkrankungen. Dazu zählen Formen von Demenz, Psychosen sowie andere psychische Erkrankungen. Sie können ihren Alltag nicht mehr eigenständig bewältigen: Ihnen fehlen der innere Antrieb und die Ausdauer dazu. Außerdem haben sie Probleme damit, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken sowie eigenständig Probleme zu lösen. Ihr Realitätsbezug sowie die Fähigkeit des planenden und strukturierenden Denkens sind so eingeschränkt, dass sie Hilfe von außen benötigen. Diese Hilfe kann in der Regel nicht von Angehörigen gegeben werden. Es braucht professionell geschultes und ausgebildetes Personal, das sich mit der entsprechenden Erkrankung auskennt.
Wird eine psychische Erkrankung diagnostiziert und der Patient möchte weiterhin zu Hause leben, kann eine APP in Anspruch genommen werden. Die Kosten werden von der Krankenkasse getragen.
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