Der Dezember birgt viele schöne Momente, vor allem natürlich die Weihnachtszeit. Eine Zeit der Besinnlichkeit und der Familie. Doch wie oft machen uns die hektischen Vorbereitungen einen Strich durch die Rechnung? Die ewige Frage nach dem perfekten Geschenk, die Angst jemanden vergessen zu haben, die Jagd nach der Weihnachtsgans oder dem schönsten Baum. Stress ist ein Stimmungskiller und sollte gerade von Familien mit demenzerkrankten Mitgliedern vermieden werden.
Für Menschen mit Demenz ist Weihnachten meist eine große Bereicherung, da sie besonders auf der Gefühlsebene erreichbar und offen für die Herrlichkeit des Festes sind. Allerdings können sie schnell überfordert werden, sowohl durch die vorweihnachtliche Hektik als auch an Heiligabend selbst. Hier ein paar Tipps und Anregungen, wie Sie als Angehöriger das vermeiden und eine besinnliche Zeit mit den Liebsten verbringen können.
Wie hast du als Kind gefeiert?
Wie wir Weihnachten als Kind erlebt haben, bleibt oft für immer in unserem Gedächtnis gespeichert. Das gilt auch für Menschen mit Demenz, da ihre Kindheitserinnerungen im Laufe der Krankheit noch am zugänglichsten sind. Um herauszufinden, wie der geliebte Mensch Weihnachten erlebt, was er geliebt oder sogar verabscheut hat, hilft es als Angehöriger, sich mit dessen Biografie auseinander zu setzen.
Lassen Sie sich die Erlebnisse am besten vom Erkrankten selbst erzählen – das weckt die Erinnerungen und stimmt auf Weihnachten ein. Für Sie ist es dann umso leichter, vertraute Dinge wie das Rezept geliebter Naschereien zu besorgen.
Mithelfen in der Weihnachtsbäckerei
Selbst wenn der Erkrankte nicht mehr aktiv mitbacken kann, reicht es schon, wenn er dem gemütlichen Treiben in der Küche beiwohnt. Ihn bei den Vorbereitungen zusehen oder mitmachen zu lassen, ist sehr wichtig. Es fördert das Selbstwertgefühl und weckt die kindliche Freude am Fest. Sei es, am Abend vor dem Nikolaustag beim Stiefelputzen zu helfen, den Weihnachtsschmuck mit auszusuchen, die Plätzchen zu dekorieren oder sie auch nur heimlich zu vernaschen – mit diesen Aktivitäten schaffen Sie es, dass der Erkrankte sich einbezogen fühlt. Traditionen und Rituale sorgen für eine vertraute Atmosphäre. Achten Sie außerdem darauf, ihm nicht zu viel vorweg zu nehmen. Denn die meisten Demenzkranken wissen noch, wie man ein Geschenk auspackt oder wie die Strophen geliebter Weihnachtslieder lauten.
Ihr Kinderlein kommet
Nichts hebt oft so sehr die Stimmung wie zusammen ein Weihnachtslied zu singen. Es vermittelt Gemeinschaftsgefühle und aktiviert die emotionalen Zentren im Gehirn. Wie der Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt: Singen ist Balsam für die Seele und Kraftfutter fürs Gehirn. Bei Demenzkranken kann das Singen von Weihnachtsliedern
starke Gefühle der kindlichen Freude auslösen. Es weckt Erinnerungen, nicht nur an die eigene Kindheit, sondern in den meisten Fällen auch an fast jede Liederstrophe. Das trainiert und baut das Selbstbewusstsein des Erkrankten auf.
Weihnachtszeit ist Vorlesezeit
Es gibt unzählige Geschichten zu Weihnachten, die man sich in gemütlicher Runde gegenseitig vorlesen kann. Aber nicht alle sind für Menschen mit Demenz geeignet. Angehörige sollten beachten, dass die Geschichten möglichst kurz und in einfacher Sprache geschrieben sind. Sie sollten außerdem möglichst positiv ausfallen, da ein trauriges Ende bei den Erkrankten große Bestürzung hervorrufen kann. Sie agieren auf der emotionalen Ebene viel stärker als Gesunde. Also Finger weg von Andersens „Mädchen mit den Schwefelhölzchen“. Ein Buchtipp von unserer Seite wäre „Das schönste Lebkuchenhaus: Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen für Demenzkranke“ von Ulrike Strätling. Es umfasst rund 50 kleine Geschichten, Lieder und Gedichte, sowie auch Rätsel, die den Erkrankten zum Nachdenken anregen sollen.
Heilig Abend gemeinsam feiern
Das große Fest ist steht vor der Tür und kann für Demenzkranke wie Angehörige viel Stress bedeuten. Vermeiden können Sie dies zum Teil mit einem ganz einfachen Rezept: gut vertrauter Küche. Verzichten Sie auf exotisches Neuland und bereiten Sie ihrer Familie lieber altbekannte Gerichte zu. Allein der köstliche Duft wird bei dem Erkrankten schöne Gefühle und Erinnerungen auslösen. Wenn Sie gern zu Heiligabend in die Kirche gehen, dann besuchen Sie doch anstatt des normalen Gottesdienstes den Kindergottesdienst. Kinder lösen außerdem bei vielen Demenzkranken ein großes Gefühl des Segens und der Freude aus. Außerdem dauert dieser dauert nicht so lange und die Aufmerksamkeit des Erkrankten wird nicht überstrapaziert.
Wichtig ist, dass Sie als Angehöriger keine zu großen Erwartungen hegen, die der Erkrankte vielleicht nicht erfüllen kann. Vertrauen Sie darauf, dass mit diesen Tipps, Ihrer Liebe und Zuwendung sie alle ein glückliches Weihnachten erleben dürfen. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit.