Gerade in der kalten Jahreszeit sind wir gern zuhause, wo es warm und gemütlich ist. Wir zünden die Kerzen auf dem Adventskranz an und machen uns einen Tee. Alles Dinge, die bei Menschen mit Demenz nicht selbstverständlich oder gar unmöglich sind. Denn anders als bei normalen Wohnungen, sollte die eines Erkrankten vor allem sicher und übersichtlich sein. Das erleichtert auch den Angehörigen die Pflege und Aufsicht. In unserem Beitrag erfahren Sie, worauf man bei einer demenzfreundlichen Wohnung achten muss.
Es geht in diesem Artikel nicht darum, eine komplett neue Wohnung für den Demenzkranken zu finden. Die gewohnte Umgebung ist wichtig und sollte wenn möglich dem Erkrankten nicht genommen werden. Versuchen Sie, bereits im frühen Stadium der Krankheit Stück für Stück die Wohnung anzupassen und das so unauffällig wie möglich. So erhält der Erkrankte die Chance, Veränderungen zu akzeptieren und sich neu zurechtzufinden. Im besten Falle bekommt er davon gar nichts mit und ist somit keinem unnötigen Stress ausgesetzt.
Gefahren erkennen und beseitigen
Unsere alltäglichen Gebrauchsgegenstände bedeuten für Menschen mit Demenz oft eine Verletzungs- und Unfallgefahr. Angehörige müssen sich im klaren sein, dass selbst das Nagel-Set eine Gefahrenquelle darstellt. Hinzu kommen Küchenmesser und Schweren sowie andere scharfe Gegenstände, womit man sich verletzen kann. Am besten sicher verwahren und nur unter Aufsicht benutzen lassen. Andere Gefahrenzonen wie der Herd können mit einer Sicherung versehen werden. Reinigungs- und Düngermittel sowie Pflanzen sind nicht zu unterschätzen, da sich der Erkrankte bei zunehmender Verwirrung schnell vergiften kann. Allgemein gilt, gefährliche Dinge soweit es geht aus dem Haushalt zu entfernen.
Minimalismus in jedem Alter
Minimalismus wird heute als Lifestyle-Trend von vielen jungen Leuten zelebriert. Dass ältere Menschen diesem Trend eher selten folgen, merkt man schon, wenn man in die überfüllte Wohnung der Großeltern schaut. Alles was im Entferntesten noch brauchbar zu seien scheint wird aufgehoben. Bei Menschen mit Demenz löst dieser Zustand totale Überforderung aus. Deshalb ist es wichtig, eine übersichtliche Wohnatmosphäre zu schaffen und die Auswahlmöglichkeiten auf das Nötigste zu reduzieren. Denn allein darüber entscheiden zu müssen, welche der fünf Cremes man nun benutzen soll, kann beim Erkrankten Stress und Unsicherheit auslösen. Das gilt auch für den Kleiderschrank: das Aussuchen der Kleidung fördert die Selbstständigkeit und sorgt für mehr Selbstwertgefühl – allerdings nur bei einer übersichtlichen Struktur und einem nicht zu vollem Schrank. Zu viele Möbel und Accessoires sowie Fernbedienungen mit tausend kleinen Knöpfen sorgen ebenfalls für Überforderung. Tauschen Sie komplizierte Gegenstände aus und behalten Sie nur die wirklich geliebten Stücke.
Farben machen nicht nur fröhlich
Sie sorgen auch für eine bessere Wahrnehmung und Orientierung. Um eine Reizüberflutung zu vermeiden, verwenden Sie lieber gedeckte klare Farben statt einem wilden Mustermix auf Wänden und Boden. Warme Orange- und Gelbtöne werden bei vielen als besonders angenehm empfunden, währenddessen Pastellfarben oft als zu kühl und kontrastarm erscheinen. Kräftige Farben und Kontraste ermöglichen eine deutliche Erkennung von Raumbegrenzungen und Gegenständen. Somit sind bunte Trinkgläser auf der Tischoberfläche viel besser auszumachen als durchsichtige – und werden nicht mehr so leicht umgestoßen. Auch helfen verschieden gestrichene Türen bei der Orientierung.
Orientierungshilfen
Symbole und Schilder an den jeweiligen Türen und Wänden können helfen, damit sich Demenzkranke besser in ihrer Wohnung zurechtfinden. Auch Fotos und Bilder mit den Schrankinhalten tragen zu einer größeren Selbstständigkeit bei, weil der Betroffene nicht erst fragen muss, wo sich was befindet. Offene Regale können hierbei auch von Vorteil sein, falls keine zu große Verletzungsgefahr besteht.
Licht und Schatten
Demenz bringt neben dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses auch meist eine Schwächung der Augen mit sich –wobei sowohl die Sehschärfe als auch das Farbempfinden gemindert sind. Eine helle Beleuchtung ist also besonders wichtig. Stolperfallen können gesehen und Stürze verhindert werden. Bewegungsmelder helfen, dem Erkrankten auch bei Nacht den Weg ins Bad zu weisen. Schatten, dunkle Ecken oder Farben sollten vermieden werden, da dies zur Orientierungslosigkeit und damit zu Angst und Stress führen kann. Für Sie als pflegender Angehöriger könnte Schatten als Abgrenzung einer Ruhezone dienen. Lassen Sie den Bereich, den der Demenzkranke nicht betreten soll hinter einem dunklen Vorhang verschwinden. Denn ein Rückzugsort ist für beide Fraktionen wichtig.
Für weitere Informationen können Sie sich bei diversen Anlaufstellen beraten lassen sowie einige Musterwohnungen ansehen, die perfekt auf die Krankheit zugeschnitten sind.
Wichtig für Sie als Angehöriger: Demenz durchläuft verschiedene Stadien und wirkt sich auf jeden anders aus. Es muss aber nicht gleich bedeuten, der Erkrankte sei bettlägerig, könne nicht mehr kochen oder gar alleine wohnen. Auch wenn Sie nur das Beste für ihn wollen, geben Sie ihm nicht das Gefühl eingesperrt zu sein und lassen Sie ihn so weit es geht normal weiterleben.