Eine hochstehende Teppichkante, schlechte Lichtverhältnisse oder eine falsch eingeschätzte Treppenstufe – und schon ist es geschehen: Stürze lassen sich nicht immer vermeiden, doch gerade im Alter können sie gravierende Folgen haben. Mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich die Wahrscheinlichkeit für einen Sturz jedoch im häuslichen Umfeld deutlich eingrenzen.
Warum stürzen Senioren häufiger?
Jeder zehnte pflegebedürftige Mensch, der durch ambulante Pflegedienste versorgt wird, stürzt einmal innerhalb von 14 Tagen. Warum steigt die Sturzhäufigkeit aber gerade bei älteren Menschen so stark an? Die Gründe reichen von körperlichen Einschränkungen wie Sehschwäche, fehlender Muskelkraft und nachlassendem Reaktionsvermögen über die Einnahme von Medikamenten mit leicht sedierender Wirkung bis hin zu einer im Alter vermehrt auftretenden Müdigkeit. Auch bestehende Verletzungen und Nachwirkungen von Operationen schränken die körperliche Bewegungsfreiheit häufig stark ein.
Hinzu kommt, dass die Häuser und Wohnungen älterer Menschen ein ganzes Leben beherbergen – und damit häufig viele Dinge, die als potenzielle Stolperfallen gelten können. Aber auch gewöhnliche Abnutzungserscheinungen wie instabile Möbel, eine hochstehende Teppichkante oder schlechte Beleuchtung in den eigenen Räumen können leicht zur Gefahrenquelle werden. Eine wichtige Aufgabe für Angehörige ist es daher, die Wohnungen älterer Menschen auf potenzielle Gefahrenquellen zu analysieren und so für bessere Sicherheit zu sorgen.
Gefahren durch Stürze
Sturzprophylaxe ist bei älteren und pflegebedürftigen Menschen ein Thema mit enormer Wichtigkeit. Dabei geht es nicht nur darum, kurzfristige Gefahren zu verhindern: Auch wenn Schürfwunden oder Prellungen keine wirklich schlimmen Verletzungen sind, heilen Sie bei älteren Menschen schlechter ab. Zudem ist ein Sturz auf immer mit einem erheblichen Schock verbunden. Angstgefühle, Unsicherheit und damit eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität können die Folge sein. Darüber hinaus geht nicht jeder Sturz glimpflich aus: Knochenbrüche oder das erneute Aufreißen älterer Wunden können ebenfalls die Folge sein und den allgemeinen Gesundheitszustand älterer Menschen zusätzlich schwächen.
Körperliches Training als Sturzprophylaxe
Doch die gute Nachricht lautet: Auch ältere Menschen können aktiv etwas dafür tun, ihre Sturzanfälligkeit zu verringern. Das A und O dabei ist regelmäßige Bewegung! Nur so können die Beweglichkeit und das Koordinationsvermögen kontinuierlich trainiert werden. Wer sich Spaziergänge außer Haus nicht mehr allein zutraut, könnte sich z.B. einer Senioren-Sportgruppe anschließen und so etwas für die eigene Gesundheit und Fitness tun. Auch ein personalisierter Bewegungsplan kann helfen: Gemeinsam mit Physiotherapeuten lassen sich so individuelle Übungen erstellen, die sich auch in den eigenen vier Wänden durchführen lassen.
Menschen, die ambulant gepflegt werden, sollten darüber hinaus kontinuierlich ermuntert werden, so viel wie möglich selbst zu tun. Egal, ob es sich um das Ankleiden, die Körperpflege oder einfache Tätigkeiten im Haushalt handelt: Jede Bewegung hilft dabei, das Koordinationsvermögen aktiv zu halten. Daniela Sulmann, Pflegeexpertin des ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) betont jedoch, dass Bewegung immer freiwillig stattfinden muss: „Menschen mit Pflegebedarf zu motivieren, ist wichtig. Sie unter Druck zu setzen oder gar zu zwingen, darf dabei nicht sein.“
Sturzprophylaxe durch Fitness – das können Sie tun
Mit nur wenigen, kleinen Übungen können Sie jeden Tag ganz bewusst daran arbeiten, Ihren Körper aktiv zu halten und Stürzen vorzubeugen. Fitness-Abläufe wie der Fersen-Zehenstand, leichte Kniebeugen und Hüft- oder Armkreisen lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren und bieten Ihnen die Möglichkeit, auch auf lange Sicht gesund und selbstbestimmt leben zu können. Eine tolle Anleitung mit Bildern zu den einzelnen Übungen gibt es hier.
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