![Depression](https://hksk.de/wp-content/uploads/2017/02/Depression.jpg)
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Viele Menschen haben Angst davor, dass sie selbst oder ein naher Angehöriger im Alter an Demenz erkranken könnte. Tatsächlich steigt das Risiko einer solchen Erkrankung mit dem Alter kontinuierlich an. Doch die häufigste psychische Erkrankung, auch im Alter, ist die Depression.
Ähnliche Symptome
Es ist gar nicht so einfach, Depression und Demenz voneinander zu unterscheiden. Zwar assoziiert man die Depression im Allgemeinen mit Traurigkeit, die Demenz mit Vergesslichkeit, doch beide Erkrankungen zeigen ähnliche Symptome. Dazu gehören Störungen der Konzentrationsfähigkeit und der Erinnerung, Schlafstörungen oder Orientierungsprobleme. Hinzu kommt, dass sich die Krankheiten gegenseitig zu bedingen scheinen. Depressionen gelten als Risikofaktor bei der Entwicklung von Demenzerkrankungen und führen im Alter zu kognitiven Einbußen – andersherum gilt allerdings auch, dass Alzheimer-Patienten im Laufe ihrer Erkrankung häufig Symptome einer Depression entwickeln – der Zusammenhang von Ursache und Wirkung ist noch nicht abschließend geklärt.
Anzeichen ernstnehmen
Umso wichtiger ist es allerdings, Anzeichen für eine Depression zu erkennen und ernst zu nehmen. Pessimismus, Antriebslosigkeit und Missmut sind keine „natürlichen“ Alterserscheinungen – „Alte meckern doch sowieso immer“ –, sondern können Hinweise auf eine depressive Störung sein. Außerdem erleben alte Menschen häufiger Situationen, die Trauer auslösen – etwa den Tod eines Lebenspartners oder Freundes. In vielen Fällen geht eine „normale“ Trauerreaktion schleichend in eine behandlungsbedürftige Depression über.
Versuch einer Unterscheidung
Beim Versuch die Symptome einer Depression von denen einer Demenzerkrankung zu unterscheiden, kommen selbst Ärzte häufig an ihre Grenzen. Zwar klagen Depressive häufig über Beschwerden, während Demenzkranke versuchen, die Symptome zu vertuschen; Angehörige Depressiver können den Beginn der Symptome zudem häufig relativ genau zeitlich eingrenzen, während sich die Symptome einer Demenz schleichend und über Jahre hinweg entwickeln – zudem verschlechtert sich der Zustand bei Demenzkranken häufig nur sehr langsam, während sich eine Depression innerhalb weniger Wochen verschlimmert. Zur depressiven Symptomatik gehört zudem ein Verblassen der gesamten Erinnerung, während Demente im frühen Stadium gute Erinnerung an die fernere Vergangenheit zeigen. Doch all dies sind nur Zeichen, die sich bei atypischem Verlauf der Erkrankungen auch ganz anders darstellen können.
Psychiater und Psychologen setzen bei der Differentialdiagnostik von Demenz und Depression bei kognitiven Einschränkungen häufig den Uhren-Zeichnen-Test oder den Mini-Cog-Test ein. Bei ersterem werden die Patienten gebeten, das Ziffernblatt einer Uhr vollständig mit Zahlen zu zeichnen und mit Zeigern eine bestimmte Uhrzeit einzutragen. Depressive ohne Demenzerkrankungen meistern diesen Test ohne Probleme, während Demenzkranke nicht die volle Punktzahl erreichen. Der Mini-Cog-Test kombiniert die Aufgabe des Uhrenzeichnens mit einem Test zur Merkfähigkeit. Er liefert ebenfalls gute Ergebnisse, was die Abgrenzung von Demenz und Depression angeht.
Depression ist behandelbar
Dennoch bestehen oft genug Zweifel, ob es sich bei bestimmten Symptomen um die einer Demenz oder die einer Depression handelt. In diesen Fällen sollte ein Behandlungsversuch in Richtung Depression unternommen werden. Denn anders als Demenzerkrankungen, die nur durch Trainingsmaßnahmen in ihrem Verlauf verlangsamt werden können, sodass die Alltagskompetenz der Patienten länger erhalten bleibt, sind Depressionen in der Regel gut therapierbar. Dies kann mithilfe von Medikamenten und Psychotherapie geschehen. Nicht selten stellt sich bei erfolgreicher Therapie einer depressiven Störung bei einem älteren Patienten heraus, dass die kognitiven Einschränkungen, die der Patient zeigte, nur eine Art „Pseudodemenz“ darstellten. Erfolgt einer Behandlung der Depression verschwinden auch die vermeintlichen Symptome einer Demenz.
Wichtig ist, dass sich Angehörige, Betroffene, Pfleger und die behandelnden Ärzte darüber im Klaren sind, dass die Behandlung einer psychischen Erkrankung sich unabhängig vom Lebensalter des Patienten lohnt. Denn sie kann nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch die Sterblichkeitsrate senken. Hierzu gehört, dass sie psychische Erkrankungen als körperlichen Krankheiten gleichwertig wahrnehmen müssen. Nur so können die Anzeichen einer depressiven Störung rechtzeitig erkannt und entsprechende Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden.