Wenn mehrere Familienangehörige bereits an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind, drängt sich die Frage auf: Ist Demenz erblich? Wir haben uns die Rolle der Erbanlagen bei Demenz und Alzheimer genauer angeschaut.
Rolle der Erbanlagen bei Alzheimer und Demenz
Als erstes können wir Sie beruhigen: 98 Prozent aller Alzheimerfälle treten spontan auf. Nach Angaben der Alzheimer Forschung Initiative e.V. gehen nur maximal zwei Prozent auf eine rein erbliche Ursache zurück. In diesen Fällen wird die Krankheit autosomal dominant vererbt. Hierbei folgt die Vererbung den klassischen Regeln der Vererbungslehre. Aufgrund der Mutation eines einzigen Gens kann Alzheimer nun ausbrechen. Hat ein Betroffener diese Genveränderung, tritt statistisch gesehen bei rund der Hälfte seiner Nachkommen ebenfalls diese Mutation auf. Diese Mutationsträger haben ein Erkrankungsrisiko von 100 Prozent.
Dennoch ist mit einer nur 5-prozentigen Wahrscheinlichkeit die frühe Form der Krankheit genetisch bedingt. Hierbei ähnelt der Verlauf der familiär-bedingten der sporadischen, also plötzlich auftretenden, Form. So sind die Veränderungen im Gehirn gleich. Auch die durchschnittliche Erkrankungsdauer ist ähnlich. Abweichend ist jedoch das Eintrittsalter. Denn bei der erblichen Variante tritt die Krankheit bereits im Alter von 30 bis 60 Jahren auf.
Diese Gene sind für die Vererbung von Demenz verantwortlich
Wissenschaftler haben bislang drei Gene identifiziert, die zur Entstehung von Alzheimer oder Demenz beitragen: Präsenilin 1 (Chromosom 14), Präsenilin 2 (Chromosom 1), Gen für das Amyloid-Vorläufer-Protein (Chromosom 21). Patienten, die eine entsprechende Genmutation aufweisen, erkranken meist vor dem 60. Lebensjahr. In einigen Fällen tritt die Krankheit bereits nach dem 30. Lebensjahr auf.
Außerdem erhöht das ApoE4-Gen das Erkrankungsrisiko. Eigentlich reguliert das Gen den Fettstoffwechsel im Gehirn. Studien deckten auf, dass etwa die Hälfte aller Alzheimerpatienten diese Genvariante in sich tragen. Prof. Dr. Sascha Weggen, Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, weist jedoch darauf hin: Nicht jeder Träger der ApoE4-Variante erkrankt auch an Alzheimer.
Familienmitglieder ersten Grades haben ein höheres Risiko
Ist die Ursache genetisch, handelt es sich in 30 Prozent aller Fälle um enge Familienmitglieder. Da Alzheimer dominant vererbt wird, steigert sich das Risiko bei Verwandten ersten Grades um ein Vierfaches. Besitzt bereits ein Elternteil die genetische Veränderung, so tritt die Mutation bei den Kindern ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit auf. Hingegen sinkt das Risiko, je größer der Verwandtschaftsgrad ist.
Das bedeutet: Sollten in Ihrer Familie Angehörige ersten Grades genetisch bedingt Demenz oder Alzheimer haben, dann liegt die Wahrscheinlichkeit bei fast 20 Prozent, dass Sie auch erkranken. Tritt die Krankheit hingegen bei Verwandten zweiten Grades (wie Großeltern, Onkel, Tanten, Neffen, Nichten) auf, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit auf 10 Prozent. Dennoch ist das Risiko im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt doppelt so hoch.
Genetischer Test bei Verdacht auf erbliche Demenz
Häufen sich das Demenz- oder Alzheimervorkommen in Ihrer Familie, empfiehlt sich ein Gentest. Bei diesem kann eine mögliche Mutation zweifelsfrei nachgewiesen werden. Richten Sie sich hierfür an eine humangenetische Beratungsstelle. Aus Ihrem Blut wird DNA extrahiert. Dadurch kann festgestellt werden, ob Sie Träger einer der oben beschriebenen, krankheitsauslösenden Genmutation sind.
Hinweis: Die Gentests sorgen ausschließlich für Gewissheit, sie ermöglichen keine vorbeugende Behandlung.
Von Covid-19 bis Starkrauchen: Welche weiteren Faktoren die Entwicklung der Erkrankung begünstigen können, lesen Sie auf unseren Ratgeberseiten.
Quellen und weiterführende Artikel finden Sie hier: Weitere Informationen und Hintergründe finden Sie unter alzheimer-forschung.de, alzheimer-bw.de, demenz-aktuell.de.