Statistisch gesehen werden 50 % der Deutschen pflegebedürftig. Eine private Vorsorge haben deutlich weniger abgeschlossen. Sollte man jedoch zusätzlich vorsorgen?
Unsere Bevölkerung wird immer älter. Dies birgt für die gesetzlichen Sozialversicherungen, besonders für die Pflegeversicherung, eine große Herausforderung: Werden die Menschen durchschnittlich älter, werden auch mehr von ihnen pflegebedürftig und benötigen dementsprechend Leistungen aus der Pflegeversicherung. Ende 2018 beanspruchten 3,9 Millionen Menschen Leistungen von ihrer Pflegepflichtversicherung – etwa 3,7 Millionen gesetzlich Krankenversicherte und 235.000 privat Krankenversicherte. Somit wurden bereits heute die Hochrechnungen aus dem Jahr 2016 für das Jahr 2030 erreicht.
Das Problem der staatlichen Pflegeversicherung: Die staatliche Pflegeversicherung ist nicht als Vollkaskoschutz konzipiert, um die Kosten für Arbeitgeber und Beschäftigte zu reduzieren. Dennoch haben nur 2,7 Millionen Deutsche eine zusätzliche Pflegezusatzversicherung abgeschlossen.
Die Pflegelücke
Zwischen 2025 und 2035 gehen die sogenannten Babyboomer in Rente. Bis ein Teil dieser Rentner zum Pflegefall wird, muss man noch mal zehn bis fünfzehn Jahre hinzurechnen. So sind ab dem Jahr 2040 erhebliche Lasten für die Pflegekasse kalkulierbar. Aufgrund des Geburtenrückgangs nimmt man gleichzeitig einen Rückgang der Erwerbstätigenzahl an. Es werden also weniger Menschen in die Sozialversicherungen einzahlen.
In vielen Fällen decken die Leistungen der Pflegepflichtversicherung bereits heute nur einen geringen Teil des tatsächlichen Bedarfs. Besonders, wenn eine Unterbringung in einem Pflegeheim notwendig wird. Durchschnittlich kostet ein Pflegeheimplatz bei Pflegegrad 2 zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Nur knapp 800 Euro übernimmt hiervon die Pflegepflichtversicherung. Den Rest müssen der Pflegebedürftige oder seine Angehörigen selbst tragen.
Hinweis: Die Leistungen der Pflegepflichtversicherung steigen jeweils mit dem Pflegegrad, sodass der selbst zu zahlende Eigenanteil bei den Pflegegraden grundsätzlich gleich bleibt. Mehr zu den Pflegegraden und Ihren Ansprüchen lesen Sie in unserem Blogartikel „5 Pflegegrade und was sie bedeuten“.
Wenn Sie also für den Pflegefall vorbereitet sein wollen, sollten Sie sich zusätzlich privat absichern. Mit einer Pflegezusatzversicherung stellen Sie sicher, dass Sie auch im Pflegefall eine fest vereinbarte Leistung erhalten.
Das Wichtigste im Pflegefall auf einen Blick
- Die gesetzlichen Leistungen einer Pflegepflichtversicherung sind in vielen Pflegefällen nicht ausreichend, um alle Kosten abzudecken.
- Benötigen Sie im Pflegefall einen Heimplatz, müssen Sie mit einem Eigenanteil von etwa 1.500 Euro rechnen. Diesen Anteil müssen Sie aus ihrem Einkommen oder Vermögen erbringen.
- Wenn Sie nicht genug Geld für den Eigenanteil besitzen, müssen Ihre Kinder für diesen aufkommen.
- Eine private Pflegezusatzversicherung sichert Sie finanziell für den Pflegefall ab.
Häufigste Variante der privaten Vorsorge: Pflegetagegeldversicherung
Für Ihre Pflegezusatzversicherung können Sie zwischen drei Varianten wählen: Pflegekosten-, Pflegerenten- und Pflegetagegeldversicherung. Die meisten sichern mit einer Pflegetagegeldversicherung ab. Diese private Vorsorge zahlt Ihnen im Pflegefall ein Pflegegeld aus, die Höhe der Zuwendung ist abhängig vom jeweiligen Pflegegrad. Sie können frei über das Geld verfügen: beispielsweise für die Kosten des Pflegeheims oder als Aufwandsentschädigung für pflegende Angehörige.
Sie erhalten eine Pflegetagegeldversicherung auch mit einer staatlichen Förderung – als Pflege-Bahr. Der Staat fördert diese Verträge mit monatlich fünf Euro. Lassen Sie sich hierzu unbedingt von einem Experten beraten. Oftmals bietet diese Variante nur geringe Leistungen und birgt zudem das Risiko, langfristig stark steigender Beiträge aufgrund einer fehlenden Gesundheitsprüfung.
So viel sollte eine private Pflegeversicherung übernehmen
Für einen umfangreichen Schutz sollte Ihnen die Versicherung bei Pflegegrad 5 monatlich rund 1.500 Euro auszahlen. Außerdem sollte Ihnen die Versicherung in allen Pflegegraden einen monatlichen Betrag ausschütten. Stellen Sie bei Ihrer Pflegetagegeldversicherung ein ausreichend hohes Tagegeld sicher, damit mögliche Pflegekosten im Fall der Fälle abgedeckt sind. So vermeiden sie, dass Sie Ihr angespartes Vermögen für die Pflege aufbrauchen müssen oder das Sozialamt Ihre Kinder in Haftung nimmt.
Lassen Sie sich von einem unabhängigen Fachmann beraten, der Ihnen verschiedene Möglichkeiten der privaten Vorsorge vorstellt.