Vergemeinschaftungsformen wie Wohn- oder Hausgemeinschaften für ältere Personen sind voll im Trend: Mit dem gesellschaftlichen Wandel in Deutschland ändern sich auch die Wohnformen im Alter. Erfahren Sie hier, welche Möglichkeiten es gibt, um der Vereinsamung vorzubeugen und den Betreuungsaufwand im Alter zu bündeln.
Demografischer Wandel und Wohnen im Alter
Zwei demografischen Entwicklungen sind ausschlaggebend für die Beliebtheit neuer Wohnformen im Alter: Zum einen steigt die Zahl der Single-Haushalte in Deutschland Statistiken zufolge seit etwa 20 Jahren kontinuierlich an. Diese Entwicklung geht damit einher, dass die “klassische Paarbeziehung” bis ans Lebensende und Familien, in denen mehrere Generationen unter einem Dach wohnen, immer seltener werden. Zudem steigt die Lebenserwartung der Menschen konstant an. Die meisten können sich also auf ein langes Leben freuen – und aktiv planen, in welcher Form sie ihren Lebensabend verbringen möchten.
Gemeinsam statt einsam
Groß im Kommen sind Formen des gemeinschaftlichen Wohnens. Diese bieten für Senioren einige Vorteile. Zum einen bedeutet das Leben gemeinsam mit Gleichgesinnten eine höhere Lebensqualität und einen wirksamen Schutz vor Isolation und Einsamkeit. Außerdem kann das so entstehende soziale Netz kleinere Einschränkungen ausgleichen, ohne dass professionelle Pflege oder Betreuung einspringen muss. Zum anderen sind gemeinschaftliche Wohnformen oft günstiger als eine eigene Wohnung, da Platz und Leistungen (eine Putzhilfe, ein Lieferdienst für Einkäufe oder ähnliches) gemeinsam in Anspruch genommen werden können und sich Kosten auf mehrere Personen verteilen.
Je nach Geschmack und Bedarf können Senioren heute wählen, ob sie in einer Senioren-Wohngemeinschaft, einer Hausgemeinschaft oder in einer Einrichtung des „integrierten Wohnens“ unterkommen möchten.
Wohngemeinschaft: Günstige Herausforderung
Eine Wohngemeinschaft ist dabei die wohl engste Form des Zusammenlebens. Mehrere Personen leben hier in einer Wohnung, wobei jeder Bewohner sein eigenes Zimmer hat, Küche, Badezimmer und meist ein gemeinsames Wohnzimmer aber geteilt werden. Die Bewohner haben mit dieser Wohnform die Möglichkeit, ihren Alltag gemeinsam zu gestalten. Hinzu kommt, dass die Miete für eine geteilte Mehrzimmerwohnung oft günstiger ist als für ein Einzelapartment. Eventuell notwendig werdende Umbauten – etwa der Einbau einer ebenerdigen Duschwanne, in die sich gefahrlos einsteigen lässt – werden von den Mitbewohnern gemeinsam getragen werden. Allerdings erfordert diese Wohnform viel Sozialkompetenz, Toleranz und Kommunikationsgeschick – sonst drohen die typischen WG Konflikte um Abwasch, Putzdienst und Co. Die Bewohner sollten sich deshalb vor dem Einzug intensiv kennenlernen, Vorstellungen von Privatsphäre, Sauberkeit und gemeinschaftlichem Wohnen miteinander abgleichen und verbindliche Regeln für das Zusammenwohnen aufstellen.
Hausgemeinschaft: Zusammen ist man weniger allein
Vielen Senioren fällt es schwer, sich auf ein so enges Miteinander einzulassen – vor allem, wenn sie lange eine eigene Wohnung bewohnt haben. Hausgemeinschaften bieten hier einen guten Kompromiss. In dieser Wohnform wohnen Senioren gemeinsam in einem Haus, wobei jeder eine eigene, abgeschlossene Wohneinheit bewohnt. Häufig gibt es darüber hinaus gemeinsam genutzte Räume oder einen Gemeinschaftsgarten. So bietet diese Wohnform etwas mehr Privatsphäre als eine WG, aber hält dennoch die Möglichkeit bereit, mit anderen Zeit zu verbringen und etwas zu unternehmen. Offiziell als Senioren-Hausgemeinschaften angebotene Immobilien verfügen über eine seniorengerechte Ausstattung, die allerdings über den Mietpreis mitbezahlt wird. Eine eigene Wohnung in einer Hausgemeinschaft ist somit häufig teurer als ein WG-Zimmer.
Integriertes Wohnen: Zusammenhalt durch Vielfalt
Wer fit ist und Spaß an Kommunikation mit ganz unterschiedlichen Menschen hat, sollte sich das Konzept des integrierten Wohnens einmal genauer ansehen. Hier leben alte und junge Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung, Paare, Familien, Alleinstehende und Alleinerziehende gemeinsam in einem größeren Komplex. Das Besondere an dieser Wohnform ist die Verabredung auf gegenseitige Unterstützung in der Nachbarschaft. Meist haben die einzelnen Parteien abgeschlossene Wohnbereiche für sich allein, es kann aber auch Mischformen mit WGs geben. Ein gemeinsamer Garten und gemeinsam genutzte Räume sind fester Bestandteil des integrierten Wohnens. Senioren können als Großeltern-Ersatz auf Kinder aufpassen, während Studenten für sie einkaufen und ein technisch geschickter Nachbar das Licht im Flur repariert – wenn das Konzept funktioniert, kann hier jeder von jedem profitieren.
Wohnen für Hilfe: Eine Hand wäscht die andere
Wohnen für Hilfe ist eine Form der Vergemeinschaftung, die auf einer Art Austauschvertrag beruht. Viele ältere Menschen haben – etwa nach dem Tod des Partners – mehr Wohnraum zur Verfügung, als sie benötigen. Diesen können sie für wenig Geld an Studenten oder Auszubildende vermieten. Im Gegenzug können die jungen Mitbewohner dann kleinere Besorgungen erledigen oder ihre älteren Mitbewohner beim Gang zum Arzt begleiten. Wichtig ist natürlich auch bei dieser Form des Wohnens, dass sich die Mitbewohner gut miteinander verstehen. Zudem müssen feste Absprachen getroffen werden, welche Aufgaben übernommen werden sollen und wie viel Zeit die Untermieter für die Betreuung der Senioren aufbringen können und wollen.
Pflege-WG: Die selbstbestimmte Alternative zum Seniorenheim
Im Fall einer Pflegebedürftigkeit ist beziehungsweise, sobald sich Einschränkungen bei den Senioren einstellen, die nicht mehr durch Freundschaftsdienste von Mitbewohnern oder Nachbarn ausgeglichen werden können, haben viele ältere Menschen Angst, dass sie ihr selbstbestimmtes Wohnen im eigenen Zuhause aufgeben und in ein Seniorenheim ziehen müssen. Doch auch für diesen Schritt gibt es eine Alternative – die Pflege-WG! Anders als im Seniorenheim wird eine solche meist in einer „normalen“ Wohnung eingerichtet, die seniorengerecht ausgestattet ist.
Die Mitbewohner in der Pflege-WG können ihren Tagesablauf anders als im Seniorenheim weitgehend selbst bestimmen. In dieser Wohnform leben 3 bis 12 Personen in einer Wohnung zusammen. Von ihnen müssen mindestens 3 eine nachgewiesene Pflegebedürftigkeit oder eingeschränkte Alltagskompetenz haben. Der große Vorteil: Anders als in der ambulanten Einzelpflege werden hier einige Pflegeleistungen gebündelt. Hierdurch wird eine intensivere pflegerische Betreuung möglich, und das ganz ohne Mehrkosten!
Die Häusliche Krankenpflege Silke Krüger versorgt vier solcher Pflege-WGs und zusätzlich zwei Wohnhäuser als Betreutes Wohnen für Senioren, die sowohl durch das Alter als auch aufgrund von Demenz pflegebedürftig sind.
Sie oder Ihre Angehörigen möchten in eine Pflege-WG ziehen? Wir vermitteln Sie gerne über unser Kontaktformular.
Foto von rawpixel.com auf Freepik
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Ich unterstütze meine Großeltern momentan dabei, eine altersgerechte Unterkunft zu finden. Hierzu ist es wirklich toll, eine Übersicht zu haben. Einige der potenziellen Wohnformen kommen in die engere Auswahl. Hoffentlich werden meine Großeltern am Ende glücklich.